KI-Risiken und Chancen für die Versicherungsbranche: Wohin führt die Entwicklung?

8. Oktober 2024 | Aktuell Allgemein
KI-Risiken und Chancen für die Versicherungsbranche.
KI-Risiken und Chancen für die Versicherungsbranche.

Die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Versicherungsbranche wird zunehmend kritisch und zugleich vielversprechend diskutiert. In einem Artikel der Financial Times vom 19. September 2024 betonen Martin Arnold und Ian Smith die Warnungen britischer Finanzwächter: KI könnte das Risiko erhöhen, dass bestimmte Personengruppen «nicht mehr versicherbar» werden. Trotz dieser Bedenken fordert die britische Finanzaufsicht die Versicherungsunternehmen auf, in der Nutzung von KI mutiger zu sein.

Die Technologien, die im Zentrum dieser Entwicklung stehen, umfassen Anomaly Detection, Machine Learning, Deep Learning, Natural Language Processing (NLP) und Predictive Analytics.

Steigende Akzeptanz, dennoch bleiben Bedenken

Laut dem Swiss Insurance Monitor der Universität Luzern vom 2. September 2024 nimmt die Skepsis gegenüber KI in der Schweiz ab. Mittlerweile haben 56 Prozent der Schweizer Bevölkerung bereits KI-Anwendungen genutzt, wobei 45 Prozent dies im privaten und 30 Prozent im beruflichen Kontext tun. Trotz der breiten Nutzung überwiegt in der öffentlichen Wahrnehmung eine kritische Grundhaltung. Gleichzeitig erkennen immer mehr Menschen den Nutzen von KI, insbesondere in der Informationssuche, bei Offertenberechnungen und in der Schadensbearbeitung. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Transparenz: 80 Prozent der Befragten legen grossen Wert darauf, von Unternehmen über den Einsatz von KI informiert zu werden.

Algorithmische Risiken: Gefahr der Diskriminierung

Trotz der Vorteile, die KI-basiertes Hyper-Personalisieren von Versicherungsleistungen bietet, birgt diese Entwicklung auch Risiken. So könnte es dazu führen, dass einige Kunden «unversicherbar» oder diskriminiert werden, insbesondere in sensiblen Bereichen wie der Krankenversicherung. Hier besteht die Gefahr, dass Menschen mit schlechter Gesundheit oder eingeschränktem Zugang zu Technologien keinen bezahlbaren Versicherungsschutz mehr erhalten, da KI-Systeme ihre individuellen Risiken aufgrund von Echtzeit-Daten schärfer kalkulieren können.

Fortschritte und Innovationen im Versicherungswesen

Versicherungen, die auf KI setzen, könnten sich in den kommenden Jahren entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Ein besonders zukunftsweisendes Anwendungsfeld ist die Autoversicherung. Die fortschreitende Entwicklung von autonomen und vernetzten Fahrzeugen bietet neue Chancen in der Risikobewertung, Schadensprävention und Kundenbetreuung. Hier zeichnet sich ein Umbruch ab, der Versicherungen dazu befähigen wird, sich flexibler an die Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen.

Der Einfluss des autonomen Fahrens

Der Schweizer Bundesrat hat bereits signalisiert, dass autonomes Fahren ab Level 3 bereits ab 2025 in Serie gehen soll. Eine Vorreiterrolle nimmt der Mercedes EQS mit dem sogenannten «Drive Pilot 95» ein, der autonomes Fahren bis zu einer Geschwindigkeit von 95 km/h ermöglichen soll. Mit über 40 Assistenzsystemen soll dieses Fahrzeug der Inbegriff der zukünftigen Mobilität sein und bereits Anfang 2025 auf den Schweizer Strassen zu sehen sein.

KI in der Versicherungswelt: Mehr als nur Automatisierung

Obwohl KI derzeit vor allem durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben glänzt, wie etwa in der Datenanalyse oder der automatisierten Kundenbetreuung, liegt das wahre Potenzial in der tiefgreifenden Transformation des Versicherungswesens. Neben verbesserten Chatbots, die rund um die Uhr Unterstützung bieten, kann KI im Underwriting, in der Betrugsbekämpfung und im Risiko-Assessment neue Massstäbe setzen.

Regulierungsbedarf und die Rolle der Schweiz

Während die EU mit ihrem «AI Act» bereits weitreichende Regulierungen vorbereitet, verfolgt die Schweiz einen eigenen Weg. Bundesrat Beat Jans hat angekündigt, dass das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) zusammen mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sowie dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bis Ende 2024 eine umfassende Analyse zum Regulierungsbedarf von KI vorlegen wird. Diese soll die Entwicklungen der EU und des Europarates berücksichtigen und die Schweiz international wettbewerbsfähig halten.

Die Versicherungsbranche steht also an einem Scheideweg: Zwischen den Chancen durch KI und den regulatorischen Herausforderungen muss sie einen Weg finden, um Innovation mit sozialer Verantwortung in Einklang zu bringen.

thebroker

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