Blog #3: Wenn alles in Rauch aufgeht

In Blog #3 trifft ein Versicherungsbroker auf einen älteren Nichtraucher in einer brenzligen Situation.

Der Anruf kam kurz nach Tagesbeginn. Sein Inhalt klang nach einem dummen Scherz und ärgerte Broker Felix. Noch deutete nichts darauf hin, dass sich mit diesem Telefonat eine langjährige, spannende Zusammenarbeit abzeichnete.

Das Anliegen des frühen Anrufers tönte aber auch wirklich zu verrückt. «Kann ich meine privaten Zigarren gegen Feuer versichern?» Die zugegeben nicht allzu höflich abschlägige Antwort dürfte kaum überraschen. Felix hoffte auf die überfällige erste Tasse Morgenkaffee. Weit gefehlt, die Stimme am Telefon wurde lauter. «Entweder Sie sind der mir als Profi empfohlene Broker und helfen mir weiter, oder Sie sind ein Versager.» Hoppla. Da der Bittsteller, einmal abgesehen von seinem unmöglichen Anliegen, weder einen betrunkenen, noch «angetätschten» Eindruck machte und der Restalkohol vom vergangenen Abend es zuliess, zeigte Felix sich widerwillig zu einem Treffen bereit. «Gut, ich erwarte Sie in einer halben Stunde in meiner Villa auf dem teuren Bruderholz in Basel.» Dieser Mann am Ende der Leitung schien es gewohnt zu sein, zu befehlen. Und wer Zigarren mag, hat sicher auch einen Kaffee.

Felix zog also los, kam sogar fünf Minuten zu früh an. Gerade noch genügend Zeit um seinen kleinen Ford noch in einer Seitenstrasse abzustellen. Nachdem er die eindrucksvolle Fahrzeugflotte im Park des prächtigen Anwesens gesehen hatte, ahnte er: Diese frühmorgendliche Aktion sollte sich nicht als Fehlentscheid entpuppen. Beim Zug der Klingel bemerkte Felix mit Schrecken das Fehlen einer Krawatte. Zu spät, der hagere Hausherr mit weissem Haar öffnete bereits die Tür: im Pyjama.

Zu Besuch in einer Nichtraucher-Villa

«Die Schuhe können Sie anbehalten, aber hier ist ein Nichtraucherhaus.» Wo war die versteckte Kamera? Der seltsame Gastgeber führte Felix in das Kellergewölbe, oder vielmehr einen begehbaren Humidor mit weissem Marmorboden in der Grösse einer Vierzimmerwohnung. Und dort lagen sie, hunderte von Originalverpackungen der teuersten Zigarren der Welt. «Diese Sammlung ist mein Hobby, dafür reise ich von Auktion zu Auktion rund um die Welt. So etwas findet man nicht in einem Tabakladen. Unterwegs kann ich die Temperatur im Gewölbe (20 Grad Celsius) und Luftfeuchtigkeit (70 Prozent) auf meinem Handy kontrollieren, wenn nötig sogar nachsteuern», so der Herr des Hauses.

«Die Preise für die edlen Produkte – Sammler kaufen ausschliesslich Kistchen und nicht einzelne Zigarren – sind hoch, mir aber wert. Nicht das Alter der Zigarren spielt die grösste Rolle, sondern die Herkunft, längst nicht mehr nur Kuba, und natürlich der Name des Lieferanten. Auch heute werden noch ganz hervorragende Produkte in streng limitierter Auflagen hergestellt. Bei dieser Kategorie natürlich nicht durch Fliessbandarbeit, sondern von Zigarrenmeistern mit grossen Namen, einem Künstler.»

Vom Nichtraucher zum besten Kunden

Weiter kann und durfte Felix nicht ins Detail gehen. Nur soviel: Die Sammlung von äusserst beträchtlichem Wert fand bis zu seinem Besuch lediglich eine bescheidene Erwähnung in der Police der Hausratsversicherung. Das hat sich nun geändert. Der stattliche Sammler muss sich mittlerweile wenigstens keine Sorgen mehr um den monetären Ersatz seiner Exponate bei Zerstörung durch Feuer mehr machen. Psychisch verkraften könnte er einen solchen Verlust allerdings nie, wie er Felix anvertraute.

Mittlerweile darf Felix die ganze Villa inklusive des Fuhrparks als Broker betreuen und freut sich mit einem Male über Telefonanrufe am frühen Morgen.

Bleibt nur die Frage weshalb ein strikter Nichtraucher Vermögen für Zigarren ausgibt und diese selbstverständlich auch niemandem zum Genuss anbietet. Die Antwort kam schnell und deutlich: «Glauben Sie, ich hätte meine zwei Basler Dybli zum Frankieren gekauft?»

Binci Heeb

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