CarPlay: Wie Apple die Kontrolle im Auto übernehmen will
10. Juni 2022 | Aktuell AllgemeinDer weltweit wertvollste Technologiekonzern, Apple, kündigte in diesen Tagen neue Geräte, Chips und die Möglichkeit der Ratenzahlung an. Eigentlich enttäuscht der geringe Innovationsgehalt der neuen Produkte – wenn da nicht das revolutionäre sogenannte «CarPlay» wäre.
An seiner jährlichen Entwicklungkonferenz WWDC hat Apple den Softwarespezialisten eine vollständig neue Version von CarPlay vorgestellt. Unter dem selben Namen wie ein 2014 präsentiertes erstes System wurde ein Produkt vorgestellt, welches verschiedene Funktionen eines iPhones mit der Kommunikationsanlage in Autos verbindet. Aktuell existieren über 600 CarPlay-kompatible Automodelle von Alfa Romeo, über Bentley, BMW, Citroën, Fiat, Peugeot und Porsche bis zu Volkswagen und Volvo.
Grosser Erfolg in den USA
Die Akzeptanz und Verbreitung von CarPlay in den USA ist eindrücklich. Emily Schubert, Senior Manager Car Experience Engineering bei Apple, berichtete an der Konferenz, dass 98 Prozent aller Autos in den Vereinigten Staaten mit CarPlay kompatibel seien und 79 Prozent der heutigen Käuferschaft nur noch einen Wagen kaufen würden, der CarPlay unterstützt. Ein Milliardenmarkt entstand schier über Nacht.
Was kann die nächste Generation CarPlay besser?
In Zukunft – gerechnet wird mit Ende des nächsten Jahres – sollen praktisch sämtliche Armaturen im Auto einem mit wenigen Lücken zusammengesetzten einzigen, praktisch wagenbreiten Display weichen, das gleichzeitig mit sämtlichen für den Lenker*innen und Beifahrer*innen relevanten Informationen bespielt und umgesetzt werden kann.
Die Fahrer*in soll die Freiheit haben, Inhalt und Darstellung der digitalen Plattform jeweils zu personalisieren. Die Möglichkeiten scheinen dabei schier unbegrenzt. Neben den für die Sicherheit unabdingbaren Angaben zu Geschwindigkeit, Abstandsberechnungen, Pannenmeldungen, Spurhaltewarnung und Reichweite enthält das künftige Paket eine kaum vorstellbare Fülle von altbekannten wie futuristischen Optionen. Angaben über Aussentemperatur, Steuerung der Klima-, Kommunikations- und Audiogeräte und eine digitale Notbremse gelten da bei Apple als selbstverständlich und kaum noch erwähnenswert. Anders sieht es da unter anderem mit dem fotorealistischen Navigationssystem, Beobachtung des aktuellen Fahrbahnzustandes unter dem Wagen, Blick über die Vorderfahrzeuge hinweg und Warnungen für kommende kommenden Schlaglöchern, Schwellen und liegende Hindernisse, inklusive rechtzeitiger Abfederung, aus. Diese Funktionen stellen jedoch nur einen kleinen Ausschnitt aus dem angepriesenen schier grenzenlosen Angebot dar.
Was ist überhaupt nötig?
Die Bedienung dieses digitalen Armaturenbretts klingt aber eher kompliziert als praktisch. Wer weiter seine gewohnten analogen Anzeigen, wie zum Beispiel für Geschwindigkeit, Tourenzähler, Tankreserve beibehalten möchte, der kann dies aber weiterhin auch mit CarPlay tun: Im neuen Display ist man als Fahrer*in bei der Darstellung dieses völlig frei. Eine praktisch unbemerkbare digitale Kopie des bisher gewohnten Armaturenbretts soll problemlos möglich sein. Einmal auf eine Person eingestellt, taucht sofort nach Berührung des Displays durch Fingerabdruckerkennung die von den jeweils anderen Personen bevorzugte Nutzungsoberfläche auf.
Bleibt noch zu erwähnen, dass bereits heute im grössten Teil der neuen Fahrzeuge die scheinbar analogen Anzeigen genauso auf Bildschirmen gezeigt werden, ohne dass dies viele Automobilist*innen jemals bemerkt hätten. Schauen Sie doch einmal genau in Ihren Wagen: Weshalb und wohin verschwinden eigentlich beim Abschalten des Motors eigentlich die ganzen Armaturen?
Welche Autohersteller und iPhone-Generationen sind bei CarPlay dabei?
Die bestehende erste Generation von CarPlay interagiert ab iOS 16 bereits mit der bestehenden Hardware eines Fahrzeugs. Apple hat sich mit Herstellern wie Mercedes, Porsche, Audi Nissan und Jaguar darauf geeinigt, kommende Updates, sowie das neue CarPlay-Erlebnis zu unterstützen.
Die umfassende Digitalisierung der gesamten Automobilbranche werden neben dem Gesetzgeber vor allem Versicherer dazu zwingen Ihre Angebote, Bedingungen sowie Verantwortlichkeiten vollständig zu überprüfen und entsprechend anzupassen. Klar ist auch, dass die Konkurrenz das Marktpotenzial von Milliarden-System fürs Auto mit Sicherheit nicht Apple allein überlässt. Was das für die Assekuranz-Unternehmen bedeutet und wie man sich auf die technische Revolution auf vier Rädern vorbereitet, wird thebroker an dieser Stelle in einem seiner nächsten Artikel berichten.
Binci Heeb
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