Corona-Impfung in Basel – Erlebnisbericht von einem der sich wagte
30. Dezember 2020 | Aktuell GastbeiträgeAm Montag vergangener Woche war es ab exakt zehn Uhr morgens möglich im Kanton Basel-Stadt online sowie telefonisch einen Impftermin gegen Sars-Cov-2 zu buchen. Einzige Bedingung damals noch ein Alter von über 65 Jahren und schnelle Finger. Denn nur wenig später waren die derzeit verfügbaren Termine vergeben, das Mindestalter für Impfwillige vorläufig um 10 Jahre angehoben. Bereits vergebene Termine behielten allerdings ihre Gültigkeit. Unser Gastautor, Vertreter der erfolgreichen raschen Gruppe, erhielt deshalb gestern seine erste von zwei Schutzimpfung. Hier sein beinahe schon euphorischer Bericht.
Die Schlange ist lang vor dem Kongresszentrum. Beim näheren Hinsehen wird klar, es sind vorwiegend Personen mit einem festen Termin, die jedoch im Gegensatz zu mir viel zu früh auftauchten. Dass ich im Wagen versteckt auch etwas vorglühen musste, braucht niemand zu wissen. Einlass gibt es erst zur vereinbarten Zeit. Dann allerdings auf die Minute genau. An mehreren Kontrollstellen vorbei, führt mich die Rolltreppe ins Untergeschoss zu einem angenehm hellen Raum mit vier Registrationsschaltern, vor denen wir Impfwilligen freundlich gebeten werden jeweils in einer zugewiesenen Reihe Platz zu nehmen.
Jedes Mal wenn ein Vorgänger den Schalter passiert, rücken wir einen Stuhl nach vorn. Die Wartezeit ist auch hier nur äusserst kurz, die Situation erstaunlich unaufgeregt. An der Registrationsstelle wird dann mein Versicherungsausweis elektronisch eingelesen und gleich eine Impf-Karte für beide Corona-Impfungen ausgestellt. Eingetragen ist darauf auch der zweite Besuch in 21 Tagen zur selben Tageszeit. Freundlich werde ich noch gefragt, ob allenfalls Fragen an einen der anwesenden Ärzte bestehen, dann gibt es grünes Licht.
Ohne Verzögerung werde ich in eine der geräumigen zehn Impfkabinen begleitet, wo sich mir Pflegefachfrau Baumann mit Namen vorstellt und fragt in welchen Arm die Impfdosis gespritzt werden soll. Als Rechtshänder, wähle ich den linken. Gestehe, ich habe es nicht so mit Nadeln und schaue an die Decke, spüre aber weder Einstich, noch den verabreichten Impfstoff. Verhalte mich offenbar dabei unverhofft so vorbildlich, dass mir meine sympathische medizinische Fachpflegefrau Baumann gestattet ein Bild von ihr zu machen. Sie ist, ich selber ja auch, etwas verwundert darüber, wie problemlos ich scheinbar die Situation meistere, was mich zur bösartigen Unterstellung verleitet, nicht alle Besucher wissen das Zittern so gut zu verstecken, wie meine Person.
Nach dem Impfvorgang soll ich mich nun zum Abschluss in den eigens dafür geschaffenen Wartebereich setzen. Eine viertel Stunde lang, um sicher zu stellen, dass keine aussergewöhnlichen Nebenwirkungen zu spüren sind. Nach zehn Minuten schleiche ich mich aber davon, schliesslich gibt es nun etwas zu berichten. Auch wenn die Impfung(en) erst in gut einem Monat ihre volle Wirkung entfalten, irgendwie schaut der Morgen nach dem Verlassen des Kongresszentrums plötzlich ganz anders aus. Am 28. Januar 2021 um 9.35 werde ich wieder hier sein. Pünktlich.
Hans-Peter Bauer, Gastautor thebroker
Was im Vorfeld geschah: Zusammenfassung von thebroker
Bereits nach 30 Minuten war das erste verfügbare Kontingent für ältere Menschen und Hochrisikopatienten, für welches man sich online oder telefonisch registrieren konnte, ausgebucht. Zwischen dem 28. bis zum 30. Dezember sollte im Untergeschoss des Basler Kongresszentrums die Corona-Impfung von Pfizer/Biontech verabreicht werden. Das Alter von 65 Jahren wurde gemäss den Richtlinien des Bundes auf der Webseite der das Impfzentrum betreibenden Firma Meconex bald auf 75 Jahre erhöht.
Alte und Hochrisikogruppen
1’900 Personen erhielten an diesem Tag einen Termin. Am Mittwoch vergangener Woche waren erneut 3000 Impftermine bis Mitte Januar buchbar. 1000 Personen sollen täglich eine Spritze in den Oberarm bekommen. Die Kapazität könnte auf 2000 erhöht werden, wenn mehr Impfdosen zur Verfügung stünden, womit innerhalb dreier Monate alle Bewohner des Kantons Basel-Stadt geimpft wären. Dafür würde jeweils an sieben Tagen ganztags durchgeimpft. Seniorinnen und Senioren in Alters- und Pflegeheimen werden durch mobile Equipen geimpft und für nicht mobile Impfwillige werden Behindertentransporte organisiert. Die Armee hatte zuvor die ersten Impfdosen geliefert. Drei Medizinalkühlschränke für drei unterschiedliche Impfstoffe stehen dafür im Impfzentrum zur Verfügung.
Der Reihe nach
Am 17. Dezember bewilligte der Bundesrat die Mittel für den Aufbau und Betrieb des kantonalen Covid-19-Impfzentrums Basel-Stadt, sowie die Beschaffung des benötigten Impfstoffs. Zuvor bewilligte der Basler Regierungsrat für Einrichtung und Betrieb des Impfzentrums, sowie die Beschaffung der Impfstoffe Ausgaben von 11,8 Millionen Franken. Für den Betrieb des Zentrums und die Impfungen schloss der Kanton Anfang Dezember mit dem Basler Anbieter Meconex (Centramed/Provomed) einen Vertrag ab. Meconex ist seit vielen Jahren für die Durchführung von Impfungen in Grossunternehmen verantwortlich. Die Mitarbeiterzahl im Impfzentrum ist abhängig von den zur Verfügung gestellten Impfdosen und kann schnell angepasst werden. Am 22 Dezember trafen die ersten 107’000 Impfdosen von Pfizer/Biontech in der Schweiz ein.
Der Basler Regierungsrat Lukas Engelberger ist zuversichtlich, dass die Covid-Krise mittels Impfungen überwunden werden kann. «Es wird aber sicher bis in die zweite Jahreshälfte dauern», sagte er anlässlich des gemeinsamen Rundgangs mit Bundesrat Alain Berset am anschliessenden Point de presse von Montag, dem 28. Dezember. Bundesrat Berset nannte die Impfung einen «Gamechanger» und wies ein weiteres Mal darauf hin, dass diese gratis und freiwillig sei.
Wer ist Meconex?
Die Basler Firma eröffnete 2009 ihr erstes von mittlerweile elf Centramed Gesundheits-Zentren. 90 Ärztinnen und Ärzte aus 18 Fachgebieten betreuen 150’000 Patientinnen und Patienten. Meconex sei der ganzheitliche Dienstleister im Bereich der ambulanten medizinischen Grundversorgung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements, sagt Heidi Zbinden, CEO Meconex gegenüber thebroker. Und weiter: «Wir haben fundierte und mehrjährige Erfahrungen beim Durchführen grossangelegter Impfkampagnen und verfügen über ausreichend qualifizierte Mitarbeitende».
Zweiter Impftermin
Alles in allem darf Stand heute behauptet werden, dass der Kanton Basel-Stadt unter Federführung der Projektleiterin und Kantonsapothekerin Esther Ammann zusammen mit der Firma Meconex einen hervorragenden Job geleistet haben und noch leisten. Vor allem auch, wenn man weiss, dass sie dafür nur zwei Wochen Zeit hatten.
Binci Heeb