Dank Versicherungen sind Länder widerstandsfähiger

6. April 2021 | Aktuell
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Die Hauptaufgabe der Rückversicherungsbranche ist es nicht nur, ein bedeutender Kapitalgeber für Katastrophenrisikofinanzierung zu sein. Die Rückversicherungsbranche dient auch als Quelle für Fachwissen, von dem Regierungen profitieren können. Gerade in Zeiten von Corona hätten Risikoanalyst*innen mit ihren Fähigkeiten viel Zeit einsparen und Resilienz erhöhen können. 

Da Rückversicher*innen heute auf grössere Datenmengen zugreifen können und damit Gefahrenrisiken besser analysieren können, ist es ihnen möglich noch relevantere Versicherungslösungen zu entwickeln, welche wiederum frühzeitiges Handeln ermöglichen. Als Beispiel nennt AXA XL parametrische oder indexbasierte Policen.

Parametrische Versicherungen basieren auf einem unabhängigen Parameter oder einer Reihe von Konstanten, die eng mit den erwarteten Verlusten und Schäden korrelieren. Gemeint sind objektive Faktoren wie Niederschlag, Temperatur, Windgeschwindigkeit oder seismische Aktivitäten. Schadenszahlungen werden automatisch ausgelöst, sobald ein vereinbarter Schwellenwert erreicht ist.

Bei langsam einsetzenden Ereignissen, zum Beispiel wachsende Dürre, können die durch die parametrische Versicherung aktivierten Frühwarnungen genügend Vorzeit für eine Adaption ermöglichen. Beispielsweise das Pflanzen von anderen Saatgutsorten, der Kauf von zusätzlichem Tierfutter, um fehlerhafte Ernten zu ersetzten, oder die Bereitstellung von Soforthilfe, bereits vor Eintreten der Katastrophe. Bei unvorhersehbaren Ereignissen (Sturzfluten, Erdbeben, Lawinen etc.) können schnelle Auszahlungen von parametrischen Versicherungsprodukten dazu beitragen, resultierende längere Krisensituationen zu verhindern.  

Eine Übertragung der Risiken auf den privaten Versicherungsmarkt ist ein kostengünstiger Mechanismus, einerseits zur Finanzierung geringsten, aber auch schwerwiegendsten Risiken, wie die weltweite Corona-Pandemie, andererseits der Resilienz. Versicherungen können eine schnelle und effektive Verteilung von Geldern ermöglichen, um damit die Staatsausgaben zu unterstützen und die Verschuldung nach einer Katastrophe zu begrenzen. Orte mit höherer Versicherungsdurchdringung können sich nach Katastrophen schneller erholen.

Im Bericht «Optimizing Disaster Recovery – The role of insurance capital in improving economic resilience» der das Cambridge University Centre for Risk Studies CCRS und AXA XL kürzlich veröffentlicht haben, wurden die Auswirkungen der Rückversicherung auf die Geschwindigkeit und die Qualität der Erholung nach Klimakatastrophen und Erdbeben bewertet. Dazu wurden 103 Naturkatastrophen der letzten dreissig Jahre auf der ganzen Welt untersucht. Die Analysen des CCRS bestätigen die Hypothese, dass Versicherungen durch ihre rasche und qualitative Katastrophenhilfe die Wiederaufbaubemühungen positiv beeinflussen.

Wichtigste Ergebnisse

Versicherungsprogramme, die nach einem Schadenfall Elemente zum besseren Wiederaufbau beinhalten, ermöglichen es Regierungen beim Wiederaufbau von Häusern nach Katastrophen widerstandsfähiger zu projektieren: etwa nach Erdbeben oder Taifunen beim Bau und Wiederaufbau von Sozialwohnungen, Schulen, Krankenhäusern, Strassen und Brücken.

Angesichts der Herausforderungen, die sich aus den Auswirkungen des Klimawandels in den letzten fünf Jahren ergeben haben, hat sich die Rückversicherungsbranche zusammengeschlossen, um den Einsatz von Versicherungen in Entwicklungsländern zu erweitern.

Der bedeutende britische Versicherungsmarkt gründete mehrere Organisationen, welche die private Rückversicherungsbranche, multilaterale Organisationen, NGOs und Institutionen des öffentlichen Sektors zusammenbrachte. Ziel war die Optimierung der Finanzierung und Versicherung von Katastrophenrisiken, um die Widerstandsfähigkeit und den Schutz von Ländern zu erhöhen, die besonders vom Klimawandel und Naturkatastrophen betroffen sind. 

Zu diesen Zusammenschlüssen gehören beispielsweise das Insurance Development Forum IDF, eine von der Industrie geführte öffentlich-private Einrichtung; das von der britischen Regierung geschaffene Center for Disaster Protection(Zentrum für Katastrophenschutz) und das mit Partnern geführte IDF oder der deutschen InsuResilience Global Partnership IGP. Diese Organisationen konzentrieren sich darauf, konkrete Massnahmen voranzutreiben und gemeinsame Schulungen, insbesondere im Bereich der Risikoanalyse,  anzubieten.

Insgesamt hat sich die Rückversicherungsbranche dazu verpflichtet mit dem öffentlichen Sektor, den multilateralen Unternehmen und weiteren Partnern zusammenzuarbeiten, um die Herausforderungen von Entwicklungsländern bei der Nutzung von Versicherungen anzugehen. Der Wert, den Versicherungen bieten können um Schutz, physische und finanzielle Belastbarkeit zu fördern, muss bei der Planung des Haushalts- und Risikomanagements der Länder berücksichtigt werden. 

Es ist kaum nachzuvollziehen: Der Bund scheint noch immer nicht verstanden zu haben, dass er besser schon vor Monaten auf das grosse Know-how von Krisenmanager*innen aus der Versicherungsbranche zurückgegriffen hätte. Welche wichtige Rolle die Resilienz für ihn dabei spielt, auch nicht. Wenn auch das vom Schweizerischen Versicherungsverband SSV vorgeschlagene Konzept einer Pandemieversicherung vom Bundesrat am 31. März abgelehnt wurde, ist eine Zusammenarbeit der Politik mit der Versicherungswirtschaft unabdingbar. 

Binci Heeb


Tags: #AXA XL #Katastrophenrisikofinanzierung #Resilienz #Rückversicherungsbranche