Führungswechsel bei Immobilienfinanzierer Credit Exchange
8. November 2021 | Aktuell InterviewsDie Credit Exchange hat seit dem 1. Oktober 2021 einen neuen CEO. Auf Hanspeter Ackermann folgt Andrea Canonica. Ackermann will sich zukünftig noch intensiver der Pflege von bestehenden und der Gewinnung neuer Partner widmen. Der Immobilienfinanzierer arbeitet mit renommierten Banken, Versicherern, Brokern und Pensionskassen zusammen.
Herr Ackermann, sie gründeten Credit Exchange AG (CredEx) 2018. Weshalb übergeben Sie das Zepter bereits nach drei Jahren?
Das Projekt CredEx läuft schon mehr als 5 Jahre. Unterdessen sind wir ein ziemlich «reifer» Startup geworden. Nach über 35 Jahren im Bank- und Finanzbereich gibt es mir persönlich die Chance, einen Gang zurückzuschalten und gleichzeitig meine Stärken und insbesondere auch mein langjähriges Beziehungsnetz der CredEx weiter zur Verfügung zu stellen. Der technische und digitale Bereich ist zentral und wird zu einem matchentscheidenden Faktor. Andrea Canonica bringt in diesem Bereich ein grosses Know-how und sehr viel Erfahrung mit. Zusammen sind wir das ideale Duo für eine nachhaltige und erfolgreiche weitere Entwicklung der CredEx.
Zusammen mit starken Aktionären und Partnern wollen Sie den Hypothekarmarkt innovieren und digitalisieren. Wer sind diese Aktionäre?
Mit Mobiliar, Vaudoise, Swisscom und Bank Avera haben wir ein exzellentes Aktionariat, grosse Unterstützung und einen sehr erfahrenen Verwaltungsrat. Dies ist eine hervorragende Ausgangslage für die CredEx.
Wer sind die Partner?
In der Zwischenzeit haben wir über 40 Partner. Leider sind nicht alle gleich aktiv unterwegs. Wir unterscheiden Partner auf Seiten der Kreditfinanzierung, auf der Verkaufs- und Kundenseite und in allen unseren operativen Bereichen. Die Broker machen uns grosse Freude und deren Wachstum ist schön und ziemlich beeindruckend. Auf der Versicherungsseite sind es primär Mobiliar, Vaudoise, PAX und SUVA. Bei den Banken unser Aktionär Bank Avera, die Glarner Kantonalbank (GLKB), die Bank CIC, die Bank Linth und die Bank WIR. Im Broker Bereich sind es eine grosse Anzahl unabhängiger, kleiner Unternehmen, die via Hypoteq oder andere Partner Zugang auf unsere Plattform bekommen sowie auch grosse Player wie FinanceScout24. Die Liegenschaftsbewerter IAZI, Wüst&Partner, Fahrländer, PriceHubble und die Kreditfabrik der GLBK gehören ebenso zu unseren Partnern.
Wie kamen Sie auf die Idee einer Plattform für das Hypothekargeschäft?
Über sehr viele Jahre gab es kaum Veränderungen im klassischen Hypothekenmarkt in der Schweiz. Umso brennender wurde der Wunsch das Hypothekargeschäft zu innovieren und zu digitalisieren. Darauf begründet sich die ursprüngliche Vision unserer Aktionäre und die Geschäftsidee der Credit Exchange.
Sie bezeichnen CredEx als effizientes «Sammelbecken» für kleine Broker, welche ab und zu eine Hypothek abschliessen. Führen Sie das bitte aus.
Der Aufwand, um Vollmitglied bei der CredEx zu werden ist relativ gross. Neben einem komplexen Vertragswerk sind es auch die Installationen auf der Plattform. Dies verursacht relevante Kosten. Je nach Broker kommen auch noch Aufwände im Zusammenhang mit SRO, Mitgliedschaften, Verbandszugehörigkeiten hinzu. Die Lösung über unseren «Sammelbroker» Hypoteq ist daher einfach, effizient und es wird auch für kleine Broker rasch und günstig möglich bei uns mitzumachen.
Ihre Vision war der Aufbau einer B2B Börse für das Hypothekargeschäft. Wie ist diese angelaufen?
Wir sind tatsächlich daran die Vision zu realisieren. Sehr viel läuft so, wie wir uns das vorgestellt haben. Was wir unterschätzt haben, ist der Faktor Zeit. Alles dauert länger und braucht enorm viel Energie. Zudem ist es schwierig, Banken von unserer Lösung zu überzeugen und auf unsere Plattform zu bringen.
Den Endkunden versprechen Sie Transparenz und Vergleichbarkeit. Wie funktioniert das?
Der Prozess wird für den Endkunden viel einfacher und übersichtlicher. Dank Standardprozessen, Standardverträgen, einer verbindliche Preisübersicht mit dem bestem Zins-Angebot unserer Börse und mit einem Kreditentscheid inklusive Hypothekarvertrag in wenigen Sekunden, erhält der Kunde schnell hohe Transparenz und Vergleichbarkeit.
Normalerweise müssen Personen, die eine Immobilie finanzieren möchten, von Bank zu Bank oder Versicherung. In wiefern schafft Ihre Plattform Abhilfe?
Das ist der Vorteil der CredEx. Der Kunde wählt seinen Wunschpartner, mit welchem er eine Kundenbeziehung aufbauen will. Sämtliche Refinanzierer parametrieren ihr Angebot auf unserer Plattform und wenn die Kriterien «matchen», kommt es zu einem Abschluss. Es gewinnt derjenige Refinanzierer, welcher das günstigste passende Angebot abgegeben hat. Dies geschieht innerhalb von Sekunden. Je mehr Refinanzierer auf unserer Plattform sind, desto interessanter ist es auch für unsere Endkunden. Der Vergleich von diversen Angeboten entfällt, da der Kunde sowieso den Hypothekarvertrag mit seinem Wunschpartner abschliesst. Das passiert alles automatisch auf der CredEx.
Weshalb lässt sich CredEx nicht mit anderen Plattformen in der Schweiz vergleichen?
Wir sind keine Vergleichsplattform, wie viele unserer Konkurrenten. Wir funktionieren wie eine Börse, bei der das beste Angebot gewinnt. Der Kunde schliesst den Hypothekarvertrag mit seinem Wunschpartner ab, der via CredEx zu den bestmöglichen Konditionen «refinanziert» wird. In unserem Ansatz teilen wir die Wertschöpfungskette auf, vereinfachen und digitalisieren die Prozesse und Abläufe, was zu substanziellen Kosteneinsparungen führt. Als «Orchestrator» der Plattform kümmern uns um den gesamten Hypothekarprozess vom ersten Gedanken an eine Hypothek über die Beratung, den Kreditabschluss bis hin zur Abwicklung und Rückzahlung.
Welche strategischen Vorteile bietet eine Zusammenarbeit mit CredEx?
Für den Endkunden ist es wohl der beste Preis in Echtzeit, Transparenz und Vergleichbarkeit, die freie Wahl seines Wunschpartners für die Beratung und die Echtzeitelemente. Für den Vertriebspartner erhöht sich dank Best-Price-Angebot die Abschlussquote, die Kundenschnittstelle ist exklusiv und mit einer guten Beratung kann er die Kundenbindung erhöhen und weitere Geschäfte abschliessen (Cross-Selling). Für die Refinanzierer ist es die Risikodiversifikation in Echtzeit, klar definierte Kosten, hohe Effizient in der Abwicklung und der Ausblick auf einen zukünftigen Sekundärmarkt über die Plattform der CredEx.
Wie kompensiert CredEx die sinkenden Zinsmargen?
Durch einfache, digitale und insbesondere viel günstigere Prozesse, einem Standardkreditvertrag, dem Setup einer effizienten Börse in Echtzeit und einer erstklassigen Kreditabwicklung via Kreditfabrik (GLKB).
Auf Ihrer Plattform werden Echtzeit-Auktionen durchgeführt. Wie funktionieren diese?
Der Kreditantrag des Endkunden wird mit den individuellen und parametrierten Angeboten unserer Refinanzierer verglichen. Das beste Angebot führt zu einem Kreditabschluss in Echtzeit.
Wie sieht es mit den Kundendaten aus, wie sicher sind diese bei CredEx?
Die hoch sichere Swisscom Banking Zone bildet das Fundament für die CredEx Infrastruktur und sorgt auch für entsprechende Datensicherheit. Wir erfüllen sämtliche Kriterien, welche auch Banken erfüllen müssen. Zu unseren Anforderungen gehören die Speicherung der Daten in der Schweiz, verschiedene Firewall-Levels, hohe Datenverfügbarkeit, Desaster Recovery Plan und ständige Penetration Tests.
Ihr Ziel war es für das Jahr 2021 den Meilenstein von 2 Milliarden Franken zu erreichen. Werden Sie das schaffen?
Das Ziel war und ist ambitiös, wir sind aber gut auf Kurs mit aktuell 1.9 Milliarden und ich bin zuversichtlich, dass wir diese magische Grenze noch vor Jahresende erreichen können.
Von aussen betrachtet läuft die Plattform wie geschmiert, wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
Schön, dass es so aussieht. Es hat unheimlich viel Energie gebraucht und viel länger gedauert, als wir je gedacht hätten. Wir sind ständig daran unsere Funktionalitäten zu erweitern und für unsere Partner noch attraktiver zu werden. Wir wollen und müssen weiter an Volumen zulegen. Nur so können wir unser Ziel in 2-3 Jahren profitabel zu sein auch erreichen.
Die Interviewfragen hat Binci Heeb gestellt.
Hanspeter Ackermann (1960) studierte Wirtschaft an der Universität St. Gallen und hat ein Fachdiplom als Wirtschaftsprüfer. Von 1987 bis 2014 arbeitete er bei Credit Suisse in verschiedensten Funktionen im In- und Ausland. Von 2015 bis 2017 hatte Hanspeter Ackermann als Chief Executive Officer die Leitung der Bank Cler inne. In seine Verantwortung fiel auch die Namensänderung von Bank Coop zu Bank Cler und der Start der mobilen Bank App Cler ZAK. Vom 1. Januar 2018 bis zum 30.9.2021 war Hanspeter Ackermann Vorsitzender der Geschäftsleitung der Credit Exchange AG. Er ist verheiratet und Vater von 4 Kindern.