Hohe Schäden durch extreme Hochwasserereignisse auch in 2021, doch 75% der Hochwasserrisiken unversichert – Swiss Re Institute
30. März 2022 | Aktuell AllgemeinMedienmitteilung Swiss Re vom 30. März 2022
Die weltweiten wirtschaftlichen Schäden durch Überschwemmungen beliefen sich letztes Jahr auf
82 Milliarden US Dollar, versichert waren davon jedoch nur etwas mehr als 20 Milliarden US Dollar, was auf eine grosse Deckungslücke hinweist. Im Jahr 2021 entfielen 31 Prozent der weltweiten wirtschaftlichen Schäden aus Naturkatastrophen auf Überschwemmungen, nur 2 Prozent weniger als auf tropische Zyklone, so der jüngste sigma-Bericht des Swiss Re Institute «Natural catastrophes in 2021: the flood gates are open.»
Naturkatastrophen verursachten 2021 weltweit wirtschaftliche Schäden von 270 Milliarden US Dollar und versicherte Schäden von 111 Milliarden US Dollar – die vierthöchste Summe seit Beginn der sigma-Aufzeichnungen. Damit setzt sich der langfristige Trend fort, dass die weltweiten versicherten Schäden pro Jahr um durchschnittlich 5–7 Prozent steigen. Während Hurrikan Ida die teuerste Naturkatastrophe im Jahr 2021 war, war der grösste Teil der versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auch letztes Jahr wieder auf sekundäre Naturgefahren zurückzuführen. So stellten etwa die Überschwemmungen im Juli in Europa die bisher teuerste Naturkatastrophe in der Region dar. Trotz rekordhohen versicherten Schäden durch Überschwemmungen ist die weltweite Deckungslücke nach wie vor gross.
«Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist von Überschwemmungen betroffen, mehr als von jeder anderen Naturgefahr. Allein im Jahr 2021 gab es weltweit mehr als 50 schwere Überschwemmungsereignisse», sagt Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re. «Angesichts des Ausmasses der Verwüstungen verdienen Überschwemmungsrisiken dieselbe Aufmerksamkeit und ebenso strenge Risikoprüfungen wie primäre Naturgefahren, etwa Hurrikane.»
Hochwasserschäden werden mit dem Klimawandel und der Urbanisierung weiter zunehmen
Der Klimawandel wird voraussichtlich zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen führen. Auch das Bevölkerungswachstum, die rasante städtische Entwicklung und die Anhäufung von wirtschaftlichem Wohlstand in katastrophengefährdeten Gebieten tragen zum anhaltenden Anstieg der Katastrophenschäden bei. 2021 war ein weiteres Jahr mit intensiver Naturkatastrophenaktivität, unter anderem mit verheerendennÜberschwemmungen in Europa, China, den USA und anderen Teilen der Welt. Auch im ersten Quartal 2022 haben schwere Überschwemmungen im Osten Australiens bereits wieder schwere Verwüstungen und hohe versicherte Schäden verursacht.
«Die Zunahme der Schäden durch Überschwemmungen wird immer deutlicher», sagt Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re. «Das vergangene Jahr war ein weiterer Weckruf. Der Handlungsbedarf zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft wird weltweit immer dringlicher. Gemeinsam mit dem öffentlichen Sektor sind die Rück-/Versicherer gut gerüstet, um die Erschliessung von Hochrisikogebieten zu verhindern und in Schutzmassnahmen wie grüne Infrastruktur zu investieren. Dies sorgt dafür, dass Vermögenswerte versicherbar bleiben, und verbessert zugleich den Wachstumsausblick.»
Die sigma-Aufzeichnungen zeigen, dass Überschwemmungen die weitaus häufigste Naturgefahr sind. In den vergangenen zehn Jahren gab es etwa dreimal so viele schwere Überschwemmungsereignisse wie tropische Zyklone. Ausserdem waren Überschwemmungen für mehr als ein Drittel aller Todesfälle durch Naturkatastrophen verantwortlich. Von den wirtschaftlichen Schäden entfielen 23% auf Überschwemmungen, der zweithöchste Anteil nach den tropischen Zyklonen.
Dennoch stellt das Swiss Re Institute fest, dass in den letzten zehn Jahren in den Schwellenländern nur 5% und in den Industrieländern 34% der schweren Hochwasserschäden versichert waren. Weltweit existiert also eine grosse Deckungslücke. Am grössten ist diese Lücke in Asien, wo nur 7% der wirtschaftlichen Schäden versichert sind. In Europa dagegen sind 34% der Hochwasserschäden versichert.
Der neueste sigma-Bericht enthält hauptsächlich globale Daten. Die neue Infografik von Swiss Re bietet weitere Informationen über die weltweite Deckungslücke und die Risikoprofile von zehn Ländern (Australien, China, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada, Schweiz und USA).