Homeoffice: Weniger Einbrüche, mehr Cyberkriminalität

8. Februar 2021 | Aktuell
Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Es leuchtet ein: Weil eine grosse Zahl der Arbeitnehmenden durch die verordnete Heimarbeit statt im Büro zu Hause bleiben, sinkt auch die Zahl der Einbrüche in Liegenschaften. Denn Diebe nutzen seit je her die Abwesenheit von Bewohnern, um möglichst ungestört «arbeiten» zu können.

Seit die Homeoffice-Pflicht besteht, sind die Arbeitgebebenden verpflichtet, dieses überall dort anzuordnen, wo es aufgrund der Art der Arbeit möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist. Durch das Arbeiten zu Hause reduzieren sich die Kontakte und somit die potentielle Verbreitung des Virus, schreibt der Bund. 

Was sagt die Polizei von Basel-Stadt und Basellandschaft?

Die Polizei Baselland teilt auf Anfrage von thebroker mit, dass zu den aktuellen Einbruchszahlen noch keine konkreten Zahlen abgegeben werden können. Aber «Fakt ist, dass wir die Zahl der Einbrüche im Kanton Basel-Landschaft in den letzten Jahren kontinuierlich reduzieren konnten», so Adrian Gaugler, Leiter externe Kommunikation. Letztlich sei es eine Kombination verschiedener Entwicklungen und Massnahmen, welche die Zahlen sinken lässt. Die Polizei habe die Präsenz auf der Strasse erhöht sowie neue Ermittlungsmethoden eingeführt. Die Corona-Situation und das daraus resultierende Homeoffice trügen aber mit Sicherheit ebenfalls wesentlich dazu bei.

Auch die Polizei des Kantons Basel-Stadt bestätigt auf Anfrage eine Abnahme bei den Einbrüchen und verweist auf die Halbjahres-Trendmeldung mit Stichtag 30.6.2020 der Staatsanwaltschaft. Darin ist eine Abnahme der Gesamtkriminalität im ersten Halbjahr feststellbar, was auf die COVID-19 Massnahmen während des ersten Lockdowns und den damit verbundenen Rückgang von Eigentumsdelikten zurückzuführen sei. Der Rückgang von Einbruch- und Einschleichdiebstahl beträgt minus acht Prozent. 

Laut der aktuellsten verfügbaren Polizeilicher Kriminalstatistik 2019 des Bundesamtes für Statistik sind die Einbrüche bereits 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, zurückgegangen. Die Polizei registrierte rund 36’400 Einbrüche, das sind 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr, was durchschnittlich hundert Einbrüchen pro Tag entspricht. Halb so viele wie noch 2012, als der höchste Wert seit 2009 registriert wurde. Gegenüber damals hat sich hingegen die Zahl der Betrugsstraftaten mehr als verdoppelt, ein Plus um 125 Prozent. Dieser Anstieg dürfte auf die zunehmende Verbreitung der digitalen Kriminalität zurückzuführen sein. Mit der Publikation der Kriminalstatistik 2020 am 22. März dieses Jahres werden aussagekräftigere Erkenntnisse erwartet.

Rückgang Versicherungsmeldungen wegen Diebstahl, Zunahme bei Cyberkriminalität

Nicht nur beim Homeoffice, sondern vor allem bei den eingeschränkten Reisemöglichkeiten sieht die Basler Versicherung Gründe für diese Entwicklung. In Bezug auf die Zunahme von Cyberkriminalität musste der Versicherer einen deutlichen Anstieg von Cyberangriffen in den letzten Jahren verzeichnen. Wichtig sei hier die Sensibilisierung für sehr hochwertige Sicherheitssysteme, die regelmässig aktualisiert würden. Zudem müssten die Mitarbeiter immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie bei E-Mails von unbekannten Absendern Vorsicht walten lassen müssen, insbesondere in Bezug auf das Öffnen von Anhängen. Genaues Augenmerk ist auch bei der Überprüfung des Absenders nötig: Ein scheinbar bekannter Kontakt oder bekannte Logos alleine, sind längst keine Garantie für Echtheit eines E-Mail mehr.

Cyberkriminelle suchen ihre Opfer oft unter Mitarbeitenden von Betrieben im Homeoffice, denn diese sind gerade im gewohnten persönlichen Umfeld oft noch zu unvorsichtig. Derzeit versenden Betrüger zudem in grosser Menge gefälschte Erpressungsmails, in denen sie vorgeben, den Computer gehackt und Zugang auf Kamera und Mikrofon zu haben. Sie drohen mit der Veröffentlichung von kompromittierenden Filmen und Bildern, wenn kein Lösegeld in Bitcoins bezahlt würde. Dabei handelt es sich um einen Bluff, der auf keinen Fall einschüchtern darf, ignoriert oder bei Bedenken gemeldet werden muss.

Cyberkriminelle auf dem Vormarsch

Die Verwendung von persönlichen Computern, ungesicherte Verbindungen oder Schwächen bei der Authentifizierung für den Zugriff auf das interne System sind alles Einladungen, die Hacker ohne zu zögern annehmen. Im Lockdown Mitte April 2020, als fast die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung in der Schweiz sich im Homeoffice befand, verzeichnete das Nationale Zentrum für Cybersicherheit NCSC (ehemals Melani), eine unglaubliche starke Zunahme der Vorfälle. Waren es zu Beginn des Jahres über hundert pro Woche, vervielfachte sich die Anzahl bereits im April auf fast 400 wöchentlich. Unter anderem werden unter dem gefälschten Namen der Zollverwaltung E-Mails verschickt, welche Bezug auf eine angebliche Paketlieferung nehmen. Sie berufen sich auf eine angebliche nicht zustellbare Paketlieferung und verlangen für einen erneuten Lieferungsversuch Gebühren. Man solle – so die Fakebotschaft – eine Paysafecard kaufen und den Bezahlcode an eine E-Mail Adresse senden. Ihre E-Mail Adresse verstecken die Betrüger dabei hinter einem offiziell wirkenden Absenderkonto, zum Beispiel dem der Zollverwaltung, aber auch von Swisscom, Post und anderen. 

Immer zahlreicher werden auch vermeintliche Anrufe von Microsoft. Die Anrufer geben sich als Mitarbeitende des angesehenen Digitalriesen aus und behaupten, dass der Computer des Kontaktierten Schadsoftware enthalte. Diese könne erst nach telefonischer Abgabe von Passwörtern oder Kontodaten gelöscht werden. Es handelt sich dabei um weltweit verbreitete Betrugsversuche, insbesondere jedoch auch in der Schweiz. Dabei muss man wissen: Der Konzern Microsoft ruft nie an und verlangt schon gar nicht Auskunft über sensible Daten. Solche Gespräche sind jeweils sofort abzubrechen

Jede Krise weckt neue Kreativität, leider auch die von Dieben und Betrügern. Es sieht so aus, dass aufgrund von Homeoffice Cyberkriminalität massiv zugenommen hat. Die Stiftung für Konsumentenschutz forderte im vergangenen April in einem offenen Brief die Melde- und Analysestelle Informationssicherheit (Melani), die Bundesämter für Polizei (Fedpol), Justiz (BJ) und Gesundheit (BAG) sowie die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) zu einem koordinierten Vorgehen auf, um diese kriminellen Machenschaften zu unterbinden. Konkrete Ziele waren damit der Kampf gegen Phishing, Vorspiegelung falscher Tatsachen sowie gegen Erpressungsversuche im Internet. Zudem würde das Internet im Moment betrügerische Onlineangebote für Medizinalprodukte und Medikamente überschwemmt. Gerade in Zeiten der Covid-Pandemie nicht nur hochkriminell, sonder lebensbedrohlich.

Es kann alle treffen, selbst grosse Firmen

Ende September vergangenen Jahres wurde der Schweizer Uhrenkonzern Swatch Group Opfer von Hackern. Ein leitender Angestellter hatte unvorsichtigerweise einen harmlos erscheinenden, aber infizierten USB-Stick an einen Unternehmenscomputer in den Vereinigten Staaten angeschlossen und damit einen schweren Virus-Dominoeffekt ausgelöst. Der Cyberangriff richtete bei Produktion und Logistik des global führenden Uhrenherstellers enormen Schaden an.

Eine totale Sicherheit ist weder bei Eigentumsdelikten, noch Cyberkriminalität möglich. Dafür sind die kriminellen Betrüger zu einfallsreich. Doch gegen deren Schäden kann man sich finanziell schützen, denn die Versicherungen sind ziehen natürlich ebenfalls mit. Zahlreiche neue, zukunftsorientierte Angebote beweisen diese Entwicklung. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall, genauso beim Broker wie beim Versicherer.

Binci Heeb


Tags: #Basler Versicherung #Cyberkriminalität #Einbrüche