Impfung gegen COVID-19: Ist ein Impfobligatorium die Lösung?

9. Oktober 2020 | Aktuell
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Nur etwa jeder Zweite will sich im Fall eines verfügbaren Impfstoffes impfen lassen. Aber reicht das, um die Pandemie nachhaltig einzudämmen? Unter den Impfgegnern sind viele Verschwörungstheoretiker. Diese sehen COVID-19 als Scheinpandemie – selbst der direkt betroffene amerikanische Präsident und sein engstes Umfeld glauben nicht an die Gefahren von COVID-19.

Weltweit wird in einer noch nie dagewesene Intensität nach einem Impfstoff gegen COVID-19 geforscht. Manche der Impfstoffe sind bereits in der klinischen Erprobung. Ist ein Impfstoff erst einmal zugelassen, werden unter engem Einbezug der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF entsprechende Richtlinien für die Bevölkerung ausgesprochen. Eine Impfung wird gemäss Bundesamt für Gesundheit BAG nur dann empfohlen, wenn deren Nutzen die damit verbundenen Risiken um ein Vielfaches übertrifft.

Laut Umfrage der «Sonntagszeitung» und «Le Matin Dimanche» würde sich derzeit in der Schweiz nur jede zweite Person gegen COVID-19 impfen lassen. Auf die Frage, ob das nicht viel zu wenig ist, um die Schweiz frei von Corona zu machen, antwortet das BAG thebroker: «Umfragen sind Momentaufnahmen. Es wird sich zeigen, wie gross die Bereitschaft ist, sobald ein Impfstoff vereint dann tatsächlich vorhanden sein wird».

Das BAG hat dabei eine klare Erwartung: «Der Bund verfolgt das Ziel, möglichst schnell genügend Impfstoff zu sichern, für bis zu 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine Impfung zu ermöglichen. Mit einer Impfung gegen COVID-19 sollen zunächst insbesondere gefährdete Personen der Schweizer Bevölkerung möglichst vor einer Infektion mit dem neuen Coronavirus geschützt werden».

Quelle: vfa

Covid-19 (k)eine Scheinpandemie?

Die Lancierung der Volksinitiative «Stopp Impfpflicht» steht unmittelbar bevor. Die Initianten wollen in der Verfassung verankern, dass Impf-Verweigerer nicht gebüsst werden können und keine sozialen oder beruflichen Nachteile erleiden dürfen. Ferner warnen sie davor, dass der Impfausweis in der Corona-Pandemie zur neuen ID werden könnte. Sie pochen auf das Recht auf Freiheit und körperlicher Unversehrtheit.

Eine andere Plattform, tsg-referendum.ch, spricht sogar unverhohlen von einer «Schein-Pandemie». Dahinter verberge sich eine breit gefächerte militärische Kampagne auf internationaler Ebene. Es müsse unbedingt ein zweiter Lockdown verhindert werden. Dies sei nur möglich, wenn dessen Gegner international zusammenarbeiteten und die angebliche verdeckte Machtübernahme durch ein internationales Finanzkartell kontern würden.

Die Plattform verwehrt sich auch gegen einen Artikel der NZZ aus dem Mai dieses Jahres: Indem sie der Zeitung unterstellt das Corona-Narrativ der WHO sowie Bill Gates unter der folgenden Prämisse zu schützen: «Impfgegner, rechte Patrioten und esoterische Globalisierungskritiker – wie ein Netz aus Corona-Skeptikern in der Schweiz Protest-Stimmen schürt».

Petition Stopp Impfpflicht der Freiheitlichen Bewegung Schweiz FBS  

Ganz anders sieht dies die Präsidentin der Gesundheitskommision und CVP-Nationalrätin Ruth Humbel. Sie spricht von «Angstmacherei» der Impfgegner. Eine Impfpflicht wäre aus ihrer Sicht schon rein rechtlich höchstens für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie das Gesundheitspersonal möglich.  

Wie wirkt die COVID-19-Impfung?

Bei den häufigsten Impfstoff-Verfahren derzeit wird das Immunsystem mit dem Erreger einer Krankheit «bekannt gemacht», ohne dass dadurch die Krankheit und deren Komplikationen ausgelöst werden können. Kommt eine geimpfte Person zu einem späteren Zeitpunkt in Kontakt mit dem Erreger, erkennt das Immunsystem das Virus sofort und versucht es direkt unschädlich zu machen. Die geimpfte Person entwickelt dabei, wenn überhaupt, nur schwache Krankheitssymptome.

«Welche Zielgruppe geimpft werden kann, hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel der Verfügbarkeit, der Zulassung des Impfstoffs in der Schweiz sowie den Impfstoffeigenschaften» sagt das BAG auf Anfrage von thebroker. Ob die Impfung dereinst kostenlos zur Verfügung gestellt wird, entscheidet der Bundesrat.

Bund beteiligt sich an COVAX-Initiative zur Beschaffung von Covid-19 Impfstoffen

Die Schweiz engagiert sich für eine globale Lösung bei gerechter Verteilung künftiger Covid-19-Impfstoffe, wie das BAG im September 2020 bekanntgab. Getragen wird die Iniviative von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Impfstoff-Allianz Gavi und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovation CEPO. Das erklärte Ziel von Covax ist es bis Ende 2021 weltweit zwei Milliarden Impfdosen verschiedener Hersteller bereitzustellen. Die Schweiz beteiligt sich an dieser Aktion mit 20 Millionen Franken an dieser Initiative.

Gleichzeitig sichert sie sich Impfdosen für 20 Prozent der eigenen Bevölkerung. Covax ergänze die Bemühungen des Bundes, sich Impfstoffe zu sichern. Insgesamt sind für die Beschaffung von Impfstoffen 300 Millionen Franken budgetiert. Mit der Firma Moderna besteht bereits ein Vertrag über die Lieferung von 4,5 Millionen Dosierungen. Bevor diese zur Verwendung kommen, steht aber noch ein langwieriger Zulassungsprozess bevor.

Ob ein gezieltes Impfobligatorium für bestimmte Bevölkerungsgruppen kommen wird oder nicht, wird heute noch heftig diskutiert. Doch spricht vieles dafür: Nur wenn mindestens 60 Prozent der Bevölkerung sich schützen lässt, kann die Verbreitung von Covid-19 gestoppt und eine Rückkehr zum normalen Alltag wieder Realität werden.

Binci Heeb


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