Prämien 2023: Hohe Gesundheitskosten führen zu starkem Prämienschub

28. September 2022 | Aktuell Allgemein
Prämien 2023 - Bild: Arzt mit Rezept von Tim Reckmann
Prämien 2023 - Bild: Arzt mit Rezept von Tim Reckmann Tim Reckmann

Medienmitteilung vom Branchenverband der schweizerischen Krankenversicherer santésuisse vom 27. September 2022

Die Prämien 2023 steigen durchschnittlich um 6,6 Prozent. Grund für den starken Prämienanstieg sind stark steigende Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Alleine im Jahr 2021 sind die Gesundheitskosten um 6,4 Prozent pro versicherte Person gestiegen. Für das laufende und das kommende Jahr ist leider keine Trendwende in Sicht. Um die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler langfristig zu entlasten, ist die Politik gefordert, einschneidende Massnahmen zur Kostendämpfung umzusetzen.

Die Prämien müssen die Kosten decken. Das seit 2021 anhaltend hohe Kostenwachstum zwingt die Krankenversicherer zu starken Prämiensteigerungen. Im Jahr 2021 stiegen die Kosten in der Grundversicherung um 6,4 Prozent, im laufenden Jahr ist mit einem Wachstum von rund 4 Prozent zur rechnen. Demgegenüber sind die Prämien in den letzten drei Jahren nahezu konstant geblieben, wodurch die Prämien die Kosten jetzt nicht mehr decken.

Arzttarif Tarmed, Medikamentenkosten und Corona sorgen für Kostenschub

Falsche Tarif-Anreize im ambulanten Bereich führen zu gravierenden Fehlentwicklungen. Im 2021 summierten sich die Kosten, die über den Einzelleistungstarif Tarmed abgerechnet wurden, auf 12 Milliarden Franken. Das sind rund neun Prozent mehr als im Jahr 2020. Zudem sind die Medikamentenpreise in der Schweiz viel zu hoch angesetzt: Bei patentgeschützten Medikamenten beträgt die Differenz zum europäischen Ausland rund neun, bei patentabgelaufenen Originalpräparaten 15 und bei Generika sogar hundert Prozent.

Reserven schrumpfen drastisch

Damit die Prämien 2022 sogar leicht gesenkt werden konnten, haben viele Krankenversicherer auf Geheiss der Politik die Prämien äusserst knapp kalkuliert und zudem auch Reserven aufgelöst. Gleichzeitig sind aber die Kosten seit einem Jahr geradezu sprunghaft angestiegen. Deswegen und durch die ungünstige Entwicklung an den Finanzmärkten sinkt das Niveau der Reserven der Krankenversicherer drastisch. Diese dürften in diesem Jahr um rund ein Drittel sinken. Prämien, die durch den Einsatz von Reserven unter dem versicherungstechnisch notwendigen Niveau festgelegt werden, können über kurz oder lang sogar grosse Krankenversicherer in ihrer Existenz gefährden.

Politik muss handeln

In den letzten zehn Jahren sind die Kosten in der Grundversicherung jährlich im Schnitt um über eine Milliarde gewachsen. Um diese Mehrkosten decken zu können, müssen die Prämien stetig erhöht werden. Viele Haushalte ächzen unter der Prämienlast. Letztlich kann das Problem aber nur dort gelöst werden, wo es entsteht – nämlich bei den Kosten.

Insbesondere die Politik kann diese Fehlentwicklung korrigieren. Bisher ist der Wille zu echten kostendämpfenden Massnahmen allerdings kaum spürbar. Wirksame Massnahmen wie etwa das Referenzpreissystem für patentabgelaufene Arzneimittel wurden im Parlament abgelehnt, oder stehen, wie etwa die geplante tarifpartnerschaftliche Kostensteuerung, auf der Kippe.

Lösungsvorschläge von santésuisse

Die Massnahmen liegen auf dem Tisch und würden wesentlich dazu beitragen, die unerwünschte Kostenentwicklung effizient einzudämmen – ohne dass die Qualität leidet.

Pauschaltarife für ärztliche Leistungen


Einzelleistungstarife führen dazu, dass der Abrechnungsspielraum maximal ausgenutzt wird. Mit einer Pauschaltarifierung, wie sie sich im stationären Bereich seit Jahren bewährt hat, könnte dieser Spielraum eingegrenzt werden, weil gleiche Leistungen immer gleich vergütet werden.

Überversorgung abbauen


Allein seit 2013 ist die Zahl der ärztlichen Grundversorger in der Schweiz um sieben Prozent gestiegen; jene der Spezialärztinnen und -ärzte sogar um 12 Prozent. Die Kantone müssen aktiv werden und die Zahl der Ärzte limitieren.

Mehr Generika zu tieferen Preisen


santésuisse fordert, dass sämtliche Medikamentenpreise – auch von Generika und Biosimilars – regelmässig im Preisvergleich mit dem Ausland überprüft und angepasst werden. Zudem muss der Generika-Anteil deutlich erhöht werden. Die Margenordnung ist derart anzupassen, dass Apotheker bei der Abgabe von Originalen nicht mehr besser fahren, als wenn sie Generika verschreiben. Schliesslich besteht auch bei den immer zahlreicheren hochpreisigen Therapien ein Einsparpotenzial.

HTA-Verfahren beschleunigen


Mit dem Health Technology Assessment (HTA) überprüft der Bund systematisch, ob bestimmte Leistungen, welche von der Grundversicherung vergütet werden, die Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen. Einerseits muss er die laufenden HTA-Verfahren beschleunigen, andererseits sind Leistungen, welche die WZW-Kriterien nicht erfüllen, konsequent aus dem Leistungskatalog auszuschliessen.

santésuisse sieht in den Lösungsvorschlägen einen realistischen Weg, das übermässige Kostenwachstum zu bremsen.

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