Risikomanagement: Nestlé mit vorbildlichem Corona-Management und bald klimaneutral

10. Mai 2021 | Aktuell
Luftansicht des Nestlé-Hauptsitzes in Vevey. Bild: flickr.com

Nestlé-Präsident Paul Bulcke liess Aktionäre anlässlich der 154. ordentlichen Generalversammlung am 15. April über Nachhaltigkeitspläne abstimmen. Sie sollen Milliarden kosten. 

Nach der Veröffentlichung des detaillierten Aktionsplans zur Senkung ihrer Netto-Treibhausgasemissionen auf Netto-Null bis 2050, bat der Nahrungsmittelkonzern seine Aktionär*innen um die Unterstützung dieser Zielsetzung. Sie stimmten dem Aktionsplan mit 95 Prozent zu, womit Nestlé das erste börsenkotierte Schweizer Unternehmen ist, welches seine Nachhaltigkeitspläne der Generalversammlung vorgelegt hat. In den nächsten fünf Jahren will der Konzern im Zuge dieses Plans 3,2 Milliarden Franken investieren. 

Die Aktionär*innen stimmten ferner dem Gesamtvergütungsetat für Verwaltungsrat und Konzernleitung von Nestlé zu. Fünfzehn Prozent des kurzfristigen Bonus der Mitglieder*innen der Konzernleitung werden an die Erreichung von ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Ziele geknüpft.

Nestlé veröffentlichte ferner seinen ersten TFCD-KlimaberichtTFCD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) ist die Taskforce für klimabezogene finanzielle Offenlegungen der G20. Der Bericht sieht vor, die Treibhausgase THG des Konzerns bis 2025 auf 25 Prozent zu reduzieren, bis 2030 zu halbieren und in 2050 die null zu erreichen. Um dies zu erreichen, verspricht Nestlé alle seine Tätigkeiten im Detail zu untersuchen, um überall dort Verbesserungen einzuführen, wo diese möglich sind. Da die meisten Emissionen ausserhalb von Netslé’s Mauern stattfinden, will der Konzern mit seinen Lieferanten zusammenarbeiten und ihnen bei der Umsetzung behilflich sein. 

©Nestlé

Konzernverantwortungsinitiative abgelehnt

Nach knapper Ablehnung der Konzernverantwortungsinitiative durch das Ständemehr wird nun der Gegenvorschlag zum Tragen kommen und eine neue Pflicht zur nichtfinanziellen Berichterstattung eingeführt. Dies bedeutet, dass künftig Unternehmen Rechenschaft über Umwelt, Sozial- und Arbeitnehmerbelange ablegen, sowie auf die Menschenrechte und die Bekämpfung der Korruption achten müssen. Die 2016 eingereichte Initiative, die äusserst knapp zugunsten des ebenfalls einschneidenden Gegenvorschlags verworfen wurde, hatte zum Ziel, global tätige Unternehmen mit Sitzt in der Schweiz weitreichende Sorgfaltspflichten festzuschreiben. 

Bei Verstössen gegen Menschenrechte oder Umweltstandards im Ausland, hätten die Unternehmen dafür in der Schweiz verklagt und um Schadenersatz angegangen werden können. Selbst dann, wenn die Vergehen oder Unterlassungen durch Tochterunternehmen oder Zulieferer verübt wurden, die von den Konzernen de facto kontrolliert werden. Dabei zielten die Initiant*innen nicht auf KMU, sondern auf multinationale Unternehmen ab.

Gegenvorschlag tritt in Kraft

Mit der Ablehnung der Konzernverantwortungsinitiative tritt automatisch der Gegenvorschlag in Kraft. Auch er führt neue Pflichten zur Sorgfaltsprüfung ein, verzichtet jedoch auf Haftungsregeln und orientiert sich gemäss Bundesrat-Vorschlag und einer Mehrheit aus beiden Kammern an internationalen Standards. Dies soll die Gefahr minimieren, dass Sitzgesellschaften die Schweiz verlassen. 

«Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass wir mit unserem Konzernsitz nicht spielen, egal was kommt. Das wäre billig und das ist nicht unsere Art.»

Ulf Schneider, CEO Nestlé

Für Nestlé, den weltweit grössten Konsumgüterkonzern der Welt mit Sitz im schweizerischen Vevey, birgt das neue Gesetz keine Schwierigkeiten: «Wir haben uns stets für den indirekten Gegenvorschlag eingesetzt, weil wir der Überzeugung sind, dass Unternehmen Rechenschaft ablegen sollen über Umwelt- und Sozialbelange sowie über Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte und die Bekämpfung der Korruption», sagt Adrian Zaugg, Corporate Spokesman bei Nestlé gegenüber thebroker. CEO Ulf Schneider habe stets betont, dass Nestlé keine Überlegungen anstelle, die Schweiz bei Annahme der Initiative zu verlassen. Im vergangenen November sagte er in einem Interview mit dem deutschen Manager Magazin: «Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass wir mit unserem Konzernsitz nicht spielen, egal was kommt. Das wäre billig und das ist nicht unsere Art.»

Nestlé’s Risikomanagement während der Corona-Pandemie

«Die Menschen sind das Fundament unseres Unternehmens» beschreibt Adrian Zaugg die Verantwortung des Konzerns gegenüber seinen Mitarbeitenden. Nach über einem Jahr der Pandemie konzentriere sich Nestlé weiterhin darauf, Mitarbeitende, Geschäftspartner*innen und Gemeinden und Städte, in denen sie tätig sind, zu schützen und zu unterstützen. «Wir sind weiterhin bestrebt, die Produktion und Lieferung unserer Produkte sicherzustellen», so Adrian Zaugg.

Nestlé war eine der erste Firmen, welche im Februar 2020 einen generellen Reisestopp für alle Mitarbeitenden verhängt hatte und strenge Sicherheitsmassnahmen und Eingangskontrollen einführte. Sobald genügend Masken zur Verfügung standen, seien Masken für obligatorisch erklärt worden. Bereits seit Ende 2020 könnten sich Mitarbeitende regelmässig und kostenlos testen lassen.

Binci Heeb


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