Unabhängige Vorsorgeplattform «Liberty»: Interview mit Oliver Bienek, CEO
28. Juni 2021 | Aktuell InterviewsDie Liberty Vorsorge AG ist das schweizweit führende Volldienstleistungsunternehmen im Bereich der beruflichen und gebundenen Vorsorge. Gegründet von Oliver Bienek und Gilbert Weber bietet es seit 2005, dank offener und modularer Architektur, eine grosse Anzahl innovativer und individueller Dienstleistungen und Produkte in der 2. und 3. Säule an. 80 Mitarbeitende arbeiten für die Vorsorgeplattform.
thebroker hat Oliver Bienek, CEO von «Liberty» befragt.
Herr Bienek was sind die Gründe, weshalb «Liberty» zur schweizweit führenden Vorsorgeplattform avanciert ist?
Hier kommen verschiedene Faktoren zusammen. Zum einen bieten wir massgeschneiderte Partnerschafts-Modelle, zum anderen sind wir als unabhängiger Anbieter von Vorsorgelösungen einzig der optimalen Lösung für unsere Kunden verpflichtet. Liberty ist seit der Gründung als innovativer Player bekannt. Wir sind führend in der Digitalisierung des Vorsorgemarktes und bieten laufend neue Lösungen für unsere Partner und Kunden an. Ich kann Ihnen dazu drei Beispiele nennen: Liberty Connect ist unser Portal für Kunden und Partner, SmartGate ist die digitale Schnittstelle für die papierlose Zusammenarbeit und mit Compare Invest haben wir eine Vergleichsplattform für Anlagelösungen.
Mit wie vielen Brokern arbeiten Sie zusammen?
Wir haben weit über 400 Vertriebspartnerschaften, darunter sind auch etliche Broker. Diese Partnerschaften werden laufend erweitert und vertieft.
Was sind die Vorteile einer Zusammenarbeit mit «Liberty» für Broker?
Dank unserer offenen Plattform sind wir in der Lage, Anlageprodukte der bekanntesten und renommiertesten Finanzdienstleistern der Schweiz anzubieten. Dieser Zugang wird von allen unseren Partnern sehr geschätzt.
Wie sieht es mit dem Entschädigungsmodell für Broker aus?
Wir bieten verschiedenste Kooperations- und Entschädigungsmodelle an und setzen dabei immer auf volle Transparenz. Unsere Vertriebsmitarbeiter beraten und begleiten jeden Broker bei der Wahl des für ihn optimalen Modells.
Bundesrat Alain Berset will dieses aufheben. Was meinen Sie dazu?
Liberty konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten und kommentiert keine politischen Szenarien. Sicher ist, dass wir bereits heute äusserst transparent mit den Entschädigungen umgehen.
Ende Dezember 2019 betrug das Ihnen anvertraute Vorsorgevermögen knapp drei Milliarden Franken. Wie sieht es ein Jahr später aus?
Wir konnten unseren Wachstumskurs, trotz des schwierigen Umfelds, weiterhin fortsetzen. Per 1. Quartal 2021 sind uns Vorsorgegelder in der Höhe von 3.6 Milliarden Franken anvertraut.
Wenn über «Liberty» geschrieben wird, kommt man nicht umhin das Wort Innovation oder Innovationskraft zu lesen. Was genau macht Ihre Firma so innovativ?
Wir haben früh erkannt, dass nebst der Neutralität und Unabhängigkeit, die Innovation von entscheidender Wichtigkeit ist. Wir versuchen Markttrends zu antizipieren – aber vor allem nehmen wir die Anliegen unserer Kunden und Partner ernst. Diese Kombination ermöglicht es uns, stetig neue Lösungen anzubieten. Die Digitalisierung ist bei uns kein Schlagwort, sondern gelebter Alltag.
Welche Leistungen delegieren Sie an Partner?
Wir kombinieren Eigen- und Fremdleistung stets im Hinblick auf die bestmögliche Lösung. Was für uns jedoch immer im Zentrum steht, ist die Verarbeitung und Sicherheit der uns anvertrauten Daten und Informationen. Diese verbleiben bei Liberty. An Partner delegieren wir zum Beispiel Beratungs-, Vermögensverwaltungs- oder Depotbankdienstleistungen.
Ihr Ziel ist es Ihre Plattform noch verstärkter als e-Plattform mit modernen und attraktiven Funktionen zu etablieren. Wo stehen Sie damit im Moment?
Im Rahmen der Geschäftsentwicklung haben wir eine detaillierte IT Roadmap erstellt. Diese verfolgen wir konsequent mit den entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen. Mit unseren Plänen sind wir «on track» und werden regelmässig mit neuen attraktiven Funktionen in Erscheinung treten.
Die Pandemie hat unsere Aktivitäten ebenfalls erschwert. Positiv hat sich jedoch unser Weg als unabhängige und innovative Anbieterin von Vorsorge- und Anlagelösungen ausgewirkt. Wir konnten selbst im 2020 ein erfreuliches Wachstum verzeichnen.
2019 migrierte «Liberty» auf die Bankensoftware Finnova, also von der analogen in die digitale «Vorsorge-Welt». Welche Vorteile bieten sich dadurch?
Als erste «Nicht-Bank» hat Liberty auf Finnova gesetzt. Dadurch konnten wir erhebliche Effizienzsteigerungen in unseren Abläufen erzielen und mit den gewonnenen Kapazitäten die nächste Qualitätsstufe erklimmen. Unsere Kunden spüren dies zum Beispiel durch verkürzte Antwortzeiten oder ein besseres Reporting.
An welchen Innovationen arbeiten Sie zurzeit?
Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an der Digitalisierung der wichtigsten Kernprozesse und am Ausbau unseres Online-Portals. Die Vorteile werden sowohl unseren Partnern wie auch Kunden zu Gute kommen. Sie werden durch die Weiterentwicklung von Liberty Connect mehr selbst erledigen können und noch weniger Papier erhalten.
Dank einer neuen Partnerschaft mit einer Kantonalbank wird auch «SmartGate» einen Quantensprung machen. Der Austausch der Daten zwischen der App der Bank und Liberty wird in Zukunft nur noch digital erfolgen.
Das Schweizer Vorsorgesystem wird in Zukunft so nicht mehr finanzierbar sein. Was bedeutet das?
Hier ist die Politik gefragt. Es ist unbestritten, dass unser heutiges System angepasst werden muss. Neue Möglichkeiten, z.B. für individuelles Alterssparen oder Einkäufe in die Säule 3a müssen geschaffen werden. Liberty wünscht sich eine offene Diskussion ohne Tabus. Wir beteiligen uns gerne mit Vorschlägen und Ideen.
Wie sieht es mit der Verzinsung des Alterskapitals im neuen Jahr aus?
Wir bewegen uns weiterhin in einem Niedrigzins-Umfeld. Dies wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Deshalb bieten wir eine breite Palette von Anlagemöglichkeiten an und die Nachfrage ist gross: Wir haben aktuell einen Wertschriften-Anteil von 66 Prozent des uns anvertrauten Vorsorgevermögens.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
Die erste Wahl am Schweizer Markt zu sein und einen hohen Digitalisierungsgrad über alle Angebote zu erzielen. Des Weiteren werden wir in Kürze ein neues 3a Produkt im Bereich Nachhaltigkeit lancieren. Darauf freue ich mich besonders.
Das Interview wurde aufgrund von Corona schriftlich geführt.