Unterversichertes Afrika

23. November 2020 | Aktuell
Bild von Paul Stoll auf Pixabay

Der Zyklon Idai im vergangenen Jahr verwüstete das südliche Afrika. Viele Menschen verloren ihre gesamte Existenz. Die Landwirtschaft gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen vieler afrikanischer Staaten, was sie sehr anfällig für Ausfälle durch den Klimawandel und Naturkatastrophen macht.

Anfang August dieses Jahres wurde der Sudan von den schwersten Überschwemmungen des Landes seit dreissig Jahren heimgesucht, die Regierung rief für das ganze Land den Notstand aus. Mehr als 875’000 Menschen waren von der Flutkatastrophe betroffen. 155 Menschen kamen ums Leben, etwa 166’000 Gebäude waren zerstört. Die Katastrophe ausgelöst, hatten schwere Regenfälle in Äthiopien und dem Südsudan. Der Blaue Nil erreichte einen Pegelstand von 17,5 Metern. Dies war der höchste Wert seit Beginn der vor mehr als 100 Jahren begonnenen Aufzeichnungen.

Corona-Pandemie, Heuschrecken, Dürre und sintflutartige Regenfälle

Vor allem der Kontinent Afrika erlebt mit der Corona-Pandemie, Heuschrecken, Dürre und sintflutartigen Regenfällen eine Katastrophe nach der anderen, vor allem dieses Jahr. Millionen Menschen in Ostafrika sind davon betroffen. Zyklon Idai war bereits der elfte tropische Sturm und siebte Zyklon 2018-2019 im Südwestindik. Er erreichte zehnminütig andauernde Windgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern. Mehrere Millionen Menschen waren von den Folgen des Zyklons betroffen, vor allem in Mosambik und Simbabwe. Mehr als 1300 Todesopfer waren zu beklagen. Zyklon Idai gehört damit zu den drei opferreichsten tropischen Wirbelstürmen auf der Südhalbkugel seit Beginn verlässlicher Wetterbeobachtungen.

Entschädigungen

Trotz des Verlusts ihres ganzen Besitzes erhielten viele Afrikaner keine Entschädigung. Bei denen, die vielleicht eine Versicherung besassen, galt diese nicht für Naturkatastrophen. Damit Schäden durch Naturkatastrophen abgefangen werden können, hat die Afrikanische Union 2014 die Africa Risk Capacitiy ARC gegründet. Sie besteht aus einer Agentur, die Staaten hilft, besser auf Katastrophen vorbereitet zu sein und einem Versicherungszweig

Da derzeit nur Versicherungen gegen Dürre existieren, bietet die ARC Index-Versicherungen an. Diese basieren auf Modellen, die Faktoren wie: Niederschläge und Bodenbeschaffenheit berücksichtigen. Erstellt werden sie für jedes Land und einzelne Regionen, damit ARC frühzeitig erkennen kann, ob sich eine Dürre und damit Ernteausfälle anbahnen. Laut Uta Steinwehr auf DW.com wird eine Auszahlung ausgelöst, wenn vorher festgelegte Bedingungen erfüllt sind, beispielsweise wenn eine Niederschlagsmenge in einem bestimmten Zeitraum niedriger ausfällt als vereinbart.

Gelder und Hilfsgüter sollen so schnell bei denen ankommen, die sie benötigen, denn je eher die Zeit zwischen Ernteausfällen und Hilfe verstreicht, desto grösser der Schaden.

Einzelpersonen können sich nicht bei ARC versichern

Nur Staaten können sich bei ARC versichern. ARC testet seit Kurzem sogenannte Replica-Versicherungen, wo nicht der Staat den Versicherungsbeitrag bezahlt, sondern Partner wie das Welternährungsprogramm. Ebenfalls neu ist, dass die African Development Bank die Beiträge einzelner Staaten bezuschussen kann. Elf Staaten haben sich bereits bei ARC gegen Dürren abgesichert, insgesamt 61 Millionen Dollar wurden seitdem ausbezahlt. 

Wie sieht die Zukunft aus?

Bereits bestehen Pläne, Versicherungen gegen andere Katastrophen anzubieten, wie: Überflutungen, Epidemien und Wirbelstürme. Versicherungen gegen Zyklone sollen Ende dieses Jahres angeboten werden. Geld soll dann schnell, innert zwei bis drei Tagen fliessen. 

So gut es sein wird, Versicherungen gegen unterschiedliche Katastrophen abschliessen zu können, so schwierig wird es für die Menschen des schwarzen Kontinents sein, diese zu finanzieren. Die Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlichen Personen im drittgrössten Erdteil sind einfach zu niedrig.

Interessant auch wie die westlichen Medien den Kontinent Afrika ausklammern. Nichts war zu lesen von den Toten und Obdachlosen nach Zyklon Ida. Ebenso wenig wissen wir, wie die Corona-Pandemie in afrikanischen Ländern wütet. Ist das Interesse bei uns so gering?

Binci Heeb


Tags: #Überschwemmungen #Unterversichertes Afrika #Zyklon