Versicherungsbroker-Forum: Neuste Entwicklungen am Brokermarkt

29. August 2022 | Aktuell Allgemein
Versicherungsbroker-Forum Nummer 2 war gut besucht
Versicherungsbroker-Forum Nummer 2 war gut besucht

Am 23. August fand das zweite Versicherungsbroker-Forum der Finanz und Wirtschaft in Rüschlikon statt. Über 200 Fachleute waren anwesend. Es war ein Anlass, der speziell die Broker adressierte. Wie bereits letztes Jahr waren  leider nur sehr wenige Frauen anwesend.

Zum Podium «VVG-Reform und ihre Auswirkungen auf dem Brokermarkt» wurde Urs Arbter vom Schweizerischen Versicherungsverband geladen, David Gerber vertrat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen und Nationalrat Beat Walti die FDP Die Liberalen.

Als sehr wichtig stuft der Vertreter aus der Politik Im Rahmen der VVG-Reform den Konsumentenschutz ein. Hohe Wellen schlugen die Krankenzusatzversicherungen, so David Gerber. Urs Arbter gab zu bedenken, dass nicht alle Broker und Vertriebskanäle gleich sind. Er sieht das VVG als ausgewogen an. Auch das Widerrufsgesetz wurde revidiert, neu gilt, dass ein Vertrag innerhalb von 14 Tagen zurückgezogen werden kann.

Die Ombudsstelle schaffte es nicht in neue Gesetz, so Beat Walti. Er hält jedoch die Selbstregulierung ohnehin für ein gutes System. Urs Arbter nennt die Transparenz bei Courtagen und Gebühren als wichtig. Seiner Meinung nach ist ein gewisses Misstrauen vorhanden, doch immerhin wird sich die Courtage nicht verändern. Die Stärke der Broker ist der periodischer Vergleich der Versicherungsverträge. Für Beat Walti sind Fantasie-Courtagen ein grosses Übel. Aus- und Weiterbildungs-Anforderungen steigen zudem stetig. Es muss einen Standard geben.

Technologietrends der Zukunft im Broker-Markt

Laut Adrian Ill von Sobrado Software denkt die Branche in langen Zeitabständen. Ob es eine Standardlösung geben wird, die alle Broker benützen können, fragt Flavio Niederhauser von GLA United. Die Digitalisierung ist in allen Köpfen, aber die Broker hinken noch hinterher, so Martin Rast von Salesforce. Rund 1000 Broker sind bei der IG B2B. Wichtig ist bei der Entwicklung dass wer Geld in die Digitalisierung steckt, dieses auch wieder zurückerhält. Für Uwe Störrlein von alabus interessieren sich die Broker viel zu wenig für die eigentliche Technologie.

Herausforderungen der Cybersicherheit für Broker

Am ebenfalls hochrangig besetzten Podium über Cybersicherheit für Broker nahmen Franco Cerminara, Chief Consulting Officer bei InfoGuard, Pascal Lamia, Leiter Operative Cybersicherheit am Nationalen Zentrum für Cybersicherheit, Judith Näf, Inhaberin von JudithNäf.ch Rechtsanwälte AG und Manuel Pachlatko, Teamleiter Financial Lines & Practice Leader Cyber/Crime bei Kessler teil.

InfoGuard hat gut 400 Kunden, davon werden rund 100 laufend rund um die Uhr überwacht. 185 Sicherheitsspezialisten kümmern sich darum. Pascal Lamia hält fest, dass die Informationen über Sicherheitslücken meist erst dann kommuniziert werden, wenn schon etwas passiert ist, deshalb ist präventiver Schutz sinnvoll. Die Bundesstelle ist für alle da, ob Industrie oder KMU. Zurzeit sind 50 Personen beim Nationalen Zentrum für Cybersicherheit beschäftigt.

Der Schwerpunkt von Judith Näf liegt vordringlich im Datenschutz und Personalrecht. Cyberfälle werden zu 40 Prozent von Mitarbeiter*innen verursacht. Sobald das neue Datenschutzgesetz in Kraft tritt, unterliegen die Personendaten einem zusätzlichen Schutz. Die Erfüllung von Standards hilft bereits erheblich die Risiken zu minimieren, so Manuel Pachlatko. Er ist der Meinung, dass Lösegeldzahlungen bezahlt werden sollen, wenn damit der Schaden kleiner wird als bei einer Zahlungverweigerung.

Gemäss Franco Cerminara müssen Angriffe präventiv verhindert werden. Die Dinge sind so zu strukturieren, dass selbst bei einem Angriff die Handlungsfähigkeit weiterhin sichergestellt ist. Das Risiko Management ist Aufgabe der Geschäftsleitung. Auch Pascal Lamia teilt die Meinung, dass Vorfälle gemeldet gehören. Opfer müssen jedoch selbst fähig sein, Krisen selbständig zu meistern. Die Firmen entscheiden selbst, ohne Vorgaben vom Bund, was zu tun ist.

Laut Franco Cerminara hat der Verwaltungsrat VR die Aufgabe für die Sicherheit der Systeme. Er empfiehlt, dass dieses höchste Gremium Vorfälle beübt und einen Angriff simuliert. Nach einem solchen Test können Notfallpläne optimiert werden. Die Tests sollen wiederholt werden, mögliche Korrekturen gemacht werden. Auch Pascal Lamia teilt diese Meinung und empfiehlt, dass regelmässige Kontrollen nötig sind. Dazu können auch ausgebildete Hacker eingesetzt werden.

Franco Cerminara stellt fest, mit dem Entstehen des Krieges in der Ukraine ist ein Ansteigen von Cyberangriffen festzustellen. Das Hackerwesen ist gut organisiert. Die kriminellen Angreifer arbeiten nicht planlos und kennen die Unternehmen sehr gut, die sie hacken wollen. Viele Attacken erfolgen über technische Schwachstellen. InfoGuard überwacht 170 000 Eingangspunkte.

Konsolidierung am Brokermarkt

Der Markt ist gesättigt. Die Broker befinden sich in einem schwierigen Umfeld. Brokerfirmen verkaufen ihr Geschäft meist aufgrund von Nachfolgeregelung. Bei Private Equity muss man sich auf 5-7 Jahren einstellen. Die Konsolidierung schreitet voran. Ab einer gewissen Grösse sind Fachkräfte einfacher zu finden. Broker haben es im Markt entsprechend schwerer.

Das zweite Versicherungsbroker-Forum mit solch hervorragenden ausgewiesenen Experten hat gehalten, was es versprach. Thebroker freut sich auf den Besuch des nächsten Forums. 

Binci Heeb

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