Wer zahlt bei Überschwemmung?

28. Mai 2021 | Aktuell

Die im Frühling veröffentlichten Ergebnisse des Projektes Hydro-CH2018 verdeutlichen, dass derzeit kein genereller Mangel an Wasser besteht. Heftiger Regen dagegen kann aufgrund der Erderwärmung lokal zu mehr Überschwemmungen führen.

Die umfangreichen Untersuchungen erfolgten unter der Leitung des Bundesamtes für Umwelt BAFU im Rahmen des National Centre for Climate Services des Bundes NCCS. Eines der Ziele von Hydro-CH2018 ist die Verbesserung des hydrologischen Prozessverständnisses, um bestehende Wissenslücken bezüglich Auswirkungen auf die Wasserresourcen in der Schweizer zu füllen.

Schon heute gehören extreme Regenfälle mit Überschwemmungen von Flüssen weltweit zu den häufigsten und verheerendsten Naturkatastrophen. Mit zunehmender Erderwärmung nehmen diese Ereignisse stetig zu. Das Fachblatt Science Advances veröffentlichte 2018 eine Studie, wonach die Forscher*innen das höchste Risiko in Teilen von Indonesien, Indien, Afrika, den USA und Westeuropa sehen. Ohne entsprechende Gegenmassnahmen wie Deichbau, verbessertes Flussmanagement, Veränderungen von Baustandards oder Verlagerungen von Siedlungen seien viele Millionen Menschen von schweren Überschwemmungen bedroht.

Die Resultate des NCCS legen nah, dass der Klimawandel in Zukunft zu einem anderen Umgang mit dem Wasser führen wird. Die Auswirkungen sind viel grösser als bisher angenommen. Alle beteiligten Forschenden sind sich sicher, dass ohne Klimaschutzmassnahmen gegen Ende des Jahrhunderts die Flüsse im Winter im Schnitt 30 Prozent mehr Wasser führen werden, im Sommer hingegen 40 Prozent weniger als bisher. Auch die Temperatur der fliessenden Gewässer dürfte im Sommer um rund 5.5 Grad Celsius steigen. Mit Klimaschutzmassnahmen, über die das Schweizer Stimmvolk im Rahmen des revidierten CO2-Gesetzes abstimmen wird, sollen die Veränderungen moderater ausfallen, Die Folgen bleiben jedoch weiterhin schwer.

Während es im Sommer zu Wasserknappheit kommen wird, da die wärmere Jahreszeit trockener und heisser sein dürfte, steigen ausgerechnet dann die Gefahren heftiger Überschwemmungen. Die Forschungsergebnisse von Hydro-CH2018 zeigen, dass solche Ereignisse durch heftigere Regenfälle  und Rutschungen zunehmen werden. Deshalb gilt es bereits heute vorzusorgen, zum Beispiel mit Schutzmassnahmen wie Hochwassersperren.

Video: Schweizer Gewässer im Klimawandel – Hydrologische Szenarien Hydro-CH2018

Wie versichert man sich gegen Überflutung?

Zunächst existieren kantonale Unterschiede bei der Deckung von Hausrat und Gebäude. Elementarschäden, also Schäden, die durch Naturereignisse verursacht werden, sind in den meisten Kantonen obligatorisch durch die kantonale Gebäudeversicherung gedeckt. Doch Vorsicht bei Schäden am Gebäude: In den Kantonen: Appenzell Innerrhoden, Genf, Obwalden, Schwyz, Tessin, Uri und Wallis besteht keine kantonale Gebäudeversicherung. Gebäude müssen über Privatversicherungen versichert werden.

Elementarschäden am Hausrat sind in den Kantonen Nidwalden und Waadt über die obligatorische kantonale Feuerversicherung gedeckt. In den übrigen Kantonen werden Elementarereignisse nur über Privatversicherungen versichert.

Die Studie des Fachblatts Science Advances zeigt auf, dass in Deutschland das Hochwasserrisiko besonders im an die Schweiz angrenzenden Bundesland Baden-Württemberg zunehmen wird. Hier steige die Anzahl betroffener Personen im Vergleich zu heute um das acht- bis vierzehn-fache. Genaue Zahlen zur Gefährdung in Schweizer Kantonen bestehen noch nicht, doch Klimawandel und Naturkatastrophen kennen keine Landesgrenzen.

Binci Heeb


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