Wo steht die Schweiz aktuell bei der Corona-Impfstoffbeschaffung?

15. März 2021 | Aktuell

Die Schweiz verimpft seit Ende Dezember noch immer nur zwei Vakzine der Anbieter Pfizer/Biontech und Moderna. Im Vergleich zu vielen anderen Staaten verlaufen die Impfungen in unserem Land nur schleppend. Israel, Chile, Grossbritannien oder die USA machen es deutlich besser. 

Bis zum 7. März wurden laut BAG schweizweit 951 804 Personen geimpft, 332 585 davon vollständig: Das heisst, sie erhielten auch die notwendige zweite Spritze. Stand 12. März 2020 konnten laut ZDF heute in Israel bereits 58,6% Prozent der Bevölkerung mit der ersten Dosis und 46,2 Prozent vollständig geimpft werden. In Grossbritannien sind 33,6 Prozent einmal und 1,8 Prozent komplett geschützt. Sogar in Chile sind 23,3 Prozent einmal und 9,8 Prozent vollständig geimpft. Auch die USA liegen mit 18,7 Prozent Erstgeimpften und 9,8 Prozent mit zweiter Dosis weit vor der Schweiz. 

Welche Impfstoffe warten auf eine Zulassung?

Bisher hat Swissmedic zwei mRNA-Impfstoffe zugelassen: Der Impfstoff von Pfizer/Biontech (6 Millionen Impfdosen) und derjenige von Moderna (13,5 Millionen Impfdosen), für unser Land zugelassen. Seit dem 28. Dezember 2020 werden die besonders gefährdeten Personengruppen geimpft. Verträge für weitere 16,3 Millionen Impfdosen bestehen mit drei weiteren in der Schweiz noch nicht zugelassenen Impfstoffherstellern: Novavax, Curevac und Astra Zeneca. Sobald Swissmedic einen Impfstoff freigibt, erhält die Armeeapotheke die Anzahl reservierten Impfdosen zur Verteilung gemäss Auftrag des BAG. Da die Impfstoffhersteller die reservierten Impfdosen vorläufig lediglich gestaffelt über mehrere Monate in die Schweiz liefern können, stehen diese derzeit nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung.

Weil die Impfstoffentwicklung aufgrund fehlender Langzeiterfahrung und neu auftretender Mutationen mit Unsicherheiten verbunden ist, verfolgt der Bund mehrere Wege zur Impfstoffbeschaffung. Sein Ziel ist es, mehrere unterschiedliche Impfstoffe zu erwerben, um damit die Chance zu erhöhen, den einzelnen Zielgruppen einen möglichst optimal wirksamen Impfstoff abzugeben zu können. Die Schweiz erhält dabei als Mitglied des COVAX-Programms einen fairen Zugang zu Impfstoffen.

Aufgrund von Lieferengpässen bei Pfizer/Biontech und Moderna musste das ursprünglich versprochene Impftempo in einigen Kantonen dennoch verlangsamt werden. Diese Rückstände sollen in den kommenden Monaten aufgeholt werden, da der Bund weitere drei weitere Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech bestellt hat. Im Moment werden ernsthafte Vermutungen laut, ob das in die Schlagzeilen geratene Produkt von Astra Zeneca bei seiner Zulassung überhaupt noch vom Bund gekauft würde. 

Wer erteilt die Impfempfehlungen?

Impfempfehlungen werden in der Schweiz von der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG erarbeitet. Bei einer Zulassung eines Impfstoffs durch Swissmedic, verfasst die EKIF die Impfempfehlung basierend auf den Resultaten der «klinischen Phase III Studie». Da sich jeder Impfstoff von demjenigen der Konkurrenten unterscheidet, gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Je nach Zielgruppe, zum Beispiel bei besonders gefährdeten oder älteren Menschen, veränderte sich die Wirkung möglicherweise.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Swissmedic hat mittlerweile insgesamt 364 Meldungen über vermutete unerwünschte Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Covid19-Impfung ausgewertet. 199 Meldungen beziehen sich auf den Impfstoff von Pfizer/Biontech, 154 auf Moderna. Die meisten Nebenwirkungen betreffen Frauen (67 Prozent), die restlichen Fälle Männer. Noch sind diese bis heute, falls überhaupt vorhanden nur leichter Natur und nach kurzer Zeit wieder verschwunden

Sind Geimpfte nicht mehr ansteckend?

Ugur Sahin der Gründer und Vorstandsvorsitzender des Corona-Impfstoff-Unternehmens Biontech, bemerkte Ende Februar in einem Interview mit der deutschen BILD, dass die die Gefahr einer Ansteckungen von weiteren Menschen, bei denen der Corona-PCR-Test positiv ausfalle und die somit potenziell ansteckend seien, nach der Impfung um 92 Prozent zurückgehe. Gegen kritischen Mutationen könnte die Antwort eine dritte Dosis des aktuellen Impfstoffs die Antwort sein. Wie viele Virologen ist auch er bisher der Meinung, dass das Coronavirus eine jährliche Wiederholung der Corona-Impfungen nötig macht. Doch auch hier ist die Zeitspanne für aussagekräftige Studien noch deutlich zu kurz. Mit Überraschungen muss (Stand Anfang März 2021) gerechnet werden. 

Ebenfalls gut zu wissen ist, dass die Kosten für die Covid19-Impfung von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen werden. Diejenigen, die nicht gedeckt sind, werden von Bund und Kantonen getragen.

Binci Heeb


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