Zukunftsrisiken im Fokus: Von Daten zu Massnahmen – die Risiken von morgen verstehen und bewältigen

1. November 2024 | Aktuell Allgemein
Future risks: Juan Beer has been CEO of Zurich Insurance for almost seven years and is also a member of the board of Economy Suisse, an advisory board member at Venture and a member of the board of directors at the Zurich Opera House.
Zukunftsrisiken: Juan Beer, ist seit fast sieben Jahren CEO bei der Zürich Versicherung und ist u.a. Vorstandsmitglied bei der Economy Suisse, Advisory Board Mitglied bei Venture und Verwaltungsratsmitglied beim Opernhaus Zürich.

Geopolitische Spannungen, Klimawandel und technologische Entwicklungen stellen Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Beim SEF.Growth-Event der NZZ wurden bei der Zürich Versicherung am Corporate Center nicht nur die Risiken der Zukunft diskutiert, sondern auch Wege aufgezeigt, wie Unternehmen diese proaktiv angehen können. Lukas Frösch, Director Entrepreneurship, NZZ Connect führte durch den Event.

Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich: Der Konflikt zwischen den USA und China und der Krieg in der Ukraine führen zu einer neuen Dynamik in internationalen Beziehungen. Diese Veränderungen haben erhebliche Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und die Stabilität von Partnerschaften. Juan Beer, CEO der Zurich Versicherung, betonte, dass sich Unternehmen auf eine höhere Volatilität und Fragilität in den internationalen Beziehungen einstellen müssen. Regionalisierung, Onshoring und eine verstärkte Diversifizierung von Lieferketten sind entscheidende Strategien, um die Resilienz gegenüber diesen Unsicherheiten zu erhöhen.

Klimawandel bleibt eine zentrale Herausforderung

Obwohl politische Krisen in den letzten Jahren die Agenda dominiert haben, bleibt der Klimawandel ein zentrales Thema für Unternehmen und Versicherer. Die Zunahme von Naturkatastrophen und extremen Wetterereignissen führt zu steigenden wirtschaftlichen Schäden. Im Jahr 2023 verursachten Naturkatastrophen weltweit etwa 280 Milliarden US-Dollar an Schäden, von denen nur ein Teil versichert war. Unternehmen müssen sich besser auf diese Risiken vorbereiten, indem sie ihre Prävention verstärken und ihre strategischen Planungen an die neue Realität anpassen.

Technologischer Wandel als Chance und Risiko

Die rasante technologische Entwicklung, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), eröffnet neue Chancen, bringt jedoch auch Risiken mit sich. Laut dem Global Risk Report des World Economic Forum wächst die Bedeutung der Technologiebranche stetig, was zu einem globalen Wettlauf um technologische Vorherrschaft führt. Gleichzeitig erhöht der technologische Fortschritt die Gefahr von Cyberangriffen, wie der jüngste Anstieg von Cyberkriminalität zeigt. Versicherer wie die Zürich Versicherung spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Unternehmen vor solchen Bedrohungen zu schützen und ihre digitale Sicherheit zu stärken.

Demografischer Wandel und wirtschaftliche Zukunft Europas

Die Alterung der Gesellschaft stellt insbesondere Europa vor erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen. Ein Rückgang der Arbeitskräfte könnte zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen, wenn nicht gezielte Massnahmen ergriffen werden, um die Arbeitskraft im Markt zu halten. Diese Entwicklung zwingt Unternehmen, neue Strategien zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die demografischen Veränderungen als Chance für Innovationen und Anpassungen zu nutzen.

Risiken als Motor für Innovationen nutzen

Trotz der düsteren Prognosen bietet der Wandel auch Chancen. Juan Beer betonte, dass ein proaktiver Umgang mit Risiken den Schlüssel darstellt, um die Zukunft zu gestalten. Dabei geht es um die gemeinsame Erarbeitung neuer Datengrundlagen und den intensiven Austausch zwischen Unternehmen, um Risiken besser zu verstehen und zu managen. Innovationsbereitschaft und der Mut, auch Unsicherheiten als Chancen zu sehen, sind entscheidend, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Risikowahrnehmung und Realität

Peter Giger, Group Chief Risk Officer bei der Zürich Versicherung, beleuchtete in seinem Vortrag die Herausforderungen, die sich aus geopolitischen Risiken, Klimawandel und technologischen Entwicklungen ergeben. Dabei betont er die Bedeutung der Wahrnehmung von Risiken und die Notwendigkeit, sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten.

Peter Giger: hat umfangreiche Erfahrung im Bereich Versicherungen und Rückversicherungen, insbesondere in den Finanzen, Risikomanagement und Strategie. Seit Oktober 2019 ist er Group Chief Risk Officer bei der Zürich Versicherung.

Giger kritisierte die oft verzerrte Wahrnehmung von Risiken. Er betonte, dass Menschen dazu neigen, die Vergangenheit zu idealisieren und die Gegenwart als unsicherer wahrzunehmen, obwohl die Welt nie wirklich stabil war. Die Herausforderung liegt darin, eine differenzierte Sicht auf aktuelle und langfristige Risiken zu entwickeln und sich nicht allein auf historische Daten zu verlassen.

Herausforderungen durch Technologie

Cyberrisiken stellen Versicherer vor neue Herausforderungen, insbesondere weil sich Risiken weltweit schnell verbreiten können. Giger hob hervor, dass Cyberangriffe in ihrer Natur nicht anders sind als frühere Risiken – sie erfordern jedoch neue Ansätze im Management. Auch die Diskussion über Künstliche Intelligenz sieht er kritisch: Sie sei eher ein Marketing-Gag als eine reale Bedrohung, solange man sich gut vorbereitet.

Langfristige Risiken und Resilienz

Ein zentrales Problem ist laut Giger, dass die Gesellschaft stark auf kurzfristige Bedrohungen reagiert und dabei die langfristigen Herausforderungen, wie etwa den demografischen Wandel, aus den Augen verliert. Für die Versicherungsbranche bedeutet dies, den Fokus auf Resilienz zu legen, um auch in einer unvorhersehbaren Zukunft handlungsfähig zu bleiben.

Wandel als Chance begreifen

Abschliessend betonte auch Giger, dass jeder Wandel, so herausfordernd er auch sei, auch Chancen bietet. Er forderte dazu auf, Risiken aktiv anzunehmen und aus Fehlern zu lernen, anstatt sich vor Veränderungen zu fürchten. Diese Haltung sei entscheidend, um die Innovationskraft zu fördern und zukunftsfähig zu bleiben.

Gunnar Porada, Founder & CEO innoSec, thematisierte als letzter Redner des Abends auf humorvolle Weise verschiedene Aspekte der Cybersicherheit, der Bankenwelt und des Hackings. Er beschrieb, wie er auf Webseiten wie crackstation.net arbeitet, sich mit Sicherheitsfragen auseinandersetzt und auf Herausforderungen in der Kommunikation mit Banken und deren IT-Verantwortlichen stösst. Er betonte die Komplexität der Sicherheit in der digitalen Welt und zeigt auf, dass Computer nur das tun, was ihnen gesagt wird, unabhängig von der moralischen Dimension.

Gunnar Porada: Gründer und CEO von innoSec und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Cybersicherheit.

Dabei beschriebt er Szenarien, in denen Sicherheitslücken entdeckt und demonstriert werden und wie darauf reagiert wird. In einem (gefälschten) Life-Hack überwies er vom Spendenkonto der CDU in Deutschland 10 Millionen Euro auf das Konto des deutschen Kinderschutzes zum Bau von dringend benötigten Kindergärten. Er unterstrich damit die Wichtigkeit, Sicherheitslücken ernst zu nehmen und sie zu beheben, um Schäden zu vermeiden. Porada spielte mit der Frage, wie sich Menschen gegenüber Computern und deren Anfälligkeiten verhalten. Am Ende sprach er auch über das Vertrauen in digitale Zertifikate und die Sicherheit im Umgang mit SSL und Verschlüsselungen, was eine wichtige Rolle in der modernen IT-Sicherheit spielt.

Proaktives Risikomanagement als Erfolgsfaktor

In der heutigen, unsicheren und sich verändernden Welt, müssen Unternehmen flexibel und strategisch agieren. Der Umgang mit geopolitischen Spannungen, klimatischen Herausforderungen und technologischen Risiken erfordert nicht nur Anpassungsfähigkeit, sondern auch eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Innovation. Das SEF-Growth-Event der NZZ zeigt: Wo Risiken sind, eröffnen sich zugleich auch neue Möglichkeiten für diejenigen, die bereit sind, diese anzunehmen.

thebroker

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